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Weihnachtsoratorium
Info
Musikrichtung:
Barock Oratorium
VÖ: 21.11.21014 (Challenge Classics / Challenge / 2013 / 2 SACD hybrid / Best. Nr. CC72394) Gesamtspielzeit: 139:22 |
INNIG FESTLICHE MEDITATIONEN ÜBER WEIHNACHTEN
Mit dem Weihnachtsoratorium beschließen La Petite Bande und Sigiswald Kuijken ihre Reihe mit den den großen Kirchemusiken J. S. Bachs. Wie schon bei den vorherigen Produktionen der Matthäus- und der Johannespassion sowei der H-Moll-Messe (Challenge) und bei ihrem Zyklus ausgewählter Kantaten (Accent) bleiben sie auch beim Weihnachtsoratorium einem eher strengen historisch informierten Ansatz treu: Einem vierstimmigem Vokalquartett (Chöre und Soli) entspricht ein schlank besetzes Instrumentalensemble mit einer vergleichsweise starken Bläsergruppe. Wir hören eine Kammerversion von Bachs sechs Kantaten für die Weihnachtszeit, was den damaligen Gegebenheiten nicht nur in Leipzig entspricht, sondern für protestantische Kirchenmusik von Hamburg bis Dresden durchaus normal war. Sieht man einmal davon ab, dass Kuijken keine Knabenstimmen einsetzt, so bekommt man einen Eindruck von den historischen musikalischen Verhältnissen, die übrigens von den Zeitgenossen gar nicht als unzureichend empfunden wurden.
Gerade bei Bach hört man deutlich, dass die virtuosen Chorstimmen im solistischen Satz am entspanntesten und natürlichsten kingen. Mir persönlich gerät gerade das Weihnachtsoratorium oft durch einen als festlich missverstandenen Überdruck an instrumentaler Strahlkraft und vokalem Jubel etwas zu angestrengt und pompös, selbst in den anderen historisch orientierten Einspielungen, die aber meist einen 'richtigen', also groß besetzen Chor einsetzen. Kuijkens durchweg gute bis sehr gute SängerInnen versuchen auch nicht, die vermeintliche Unterlegenheit durch einen forcierten Einsatz wett zu machen. Vielmehr erlebt man in den Chören, wie Bach die kontrapunktische Verschmelzung von Vokal- und Instrumentalstimmen gleichsam vollendet hat.
Die Balance stellt sich ganz von selbst ein ein, die Musik atmet, schwingt und entfaltet sich ganz selbstverständlich, überzeugt überdies durch eine wunderbar kontemplative Ruhe selbst in den freudigen, schwungvollen oder gelegentlichen dramatischen Momenten. Und in den Rezitativen und orchesterbegleiteten Arien findet Kuijken wieder zu trefflichen rhetorischen Formulierungen mit engem Bezug zum vertonten Text. Kurz: Dies sind innige und festliche musikalische Meditationen über das Weihnachtsfest, die den Hörer nicht vordergründig überwältigen, sondern unmittelbar ins Herz gehen. Überzeugend ist auch das farbige Spiel auf den Naturtrompeten, die ohne die heute üblichen Hilfsbohrungen auskommen. Ein warmes, angenehm räumliches Klangbild rundet diese gelungene Produktion ab.
Georg Henkel
Trackliste
CD 2 Kantaten 4-6 66:50
Besetzung
Petra Noskaiová: Alt
Stephan Scherpe: Tenor
Jan Van der Crabben: Bass
La Petite Bande
Sigiswald Kuijken: Violine & Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |