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Englische Suiten Nr. 1,3 & 5
Info
Musikrichtung:
Barock Klavier
VÖ: 21.10.2014 (Warner Classics / Warner Classics / CD / DDD / 2014 / Best. Nr. 0825646219391) Gesamtspielzeit: 66:45 |
SINNLICHKEIT UND PRÄZISZION
Nach einer vierzehnmonatigen Auszeit meldet sich Piotr Anderszewski mit einem Bach-Album zurück. Drei der sechs Englischen Suiten hat der polnische Pianist aufgenommen - ein Projekt, das offenbar die kreativen wie re-kreativen Kräfte des Künstlers gleichermaßen stimuliert hat.
Man müsse bei Bach, dessen Notentext so nackt ist, viele Entscheidungen treffen und schließe damit notgedrungen die anderen Möglichkeiten aus, bemerkte Anderszewski kürzlich in einem Interview. Man reduziere einen Ozean auf einen Swimmingpool. Wichtig sei es darum, ganz klare Entscheidungen zu treffen. Anderszewskis Entscheidungen überzeugen rundum: Was wir hören, ist ein bis ins Detail ausgeformte hochpräzise Wiedergabe von Bachs Cembalomusik auf einem modernen Flügel, die gleichwohl die sinnlichen Möglichkeiten des Instruments voll ausschöpft. Jede Verzierung, jeder Triller sitzt auf den Punkt, dient aber nicht - wie auf dem Cembalo - vor allem einer Dynamisierung bestimmter Töne, sondern hat strukturelles und klangfarbliches Gewicht. Weichgezeichnet oder pianistisch verzuckert klingt da nichts, trotzdem ist immer Raum für lyrische Ruhe und eine entspannte Kantabilität. Der unwiderstehliche Puls in den eröffnenden Präludien und den schnelleren Tanzsätzen wird von Anderszewski mit bestechendender Motorik ausgespielt; doch anders als z. B. Glenn Gould dient ihm das Klavier nicht nur zur Darstellung des kontrapunktischen Liniengeflechts. Anderszewski orchestriert Bachs Musik sinnig und sinnlich und macht ihn z. B. als Ahnen von Beethoven, Schumann und (vor allem in den langsamen Sätzen) von Chopin erfahrbar. Das wirkt nie willkürlich, sondern befindet sich stets in Übereinstimmung mit der Musik. In dieser selbstverständlichen Mischung von Klarheit und interpretatorsicher Freiheit ist diese Auswahl der jüngst erschienennen Gesamteinspielung der Cello-Suiten von Isang Enders vergleichbar. Das Wissen um historische Aufführungsgepflogenheiten ist bei beiden Interpreten im Hintergrund wirksam, im Vordergrund steht die musikalisch stimmige und souveräne persönliche Auseinandersetzung mit der Musik.
Georg Henkel
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |