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Rediscovering Spain. Fantasías, Diferencias & Glosas
Info
Musikrichtung:
Renaissance - Barock - Ensemble
VÖ: 01.05.2013 (Glossa / Note/ CD / DDD / 2013 / Best. Nr. GCD P 33201) Gesamtspielzeit: 51:00 |
SONNENDURCHGLÜHT & TEMPERAMENTVOLL
Eine musikalische Spanienreise - und zugleich eine Zeitreise in die Renaissance- und Barockepoche, in der das, was heute unter Folk und Klassik in getrennten Sparten und Kanälen marschiert, noch ganz selbstverständlich zusammen tanzte, swingte, sang. Aber das ist ja auch schon eine sehr moderne Betrachtung, all diese Begriffe, Label und Unterscheidungen ... es genügt, einfach mit offenen Ohren zu hören und sich von den leidenschaftlichen Rhythmen, den Ohrwurmmelodien und trefflichen Arrangenments mitnehmen zu lassen.
Der kurze, instruktive Booklettext beginnt programmatisch. Das Ziel der Aufnahme sei, "über die übliche, historisch informierte Interpretation hinauszugehen, da dieses Konzept immer weniger authentisch ist und daher immer inhaltsleerer wird." Das ist nicht ganz neu - Christina Pluhar beispielsweise ist diesen Weg der zeitgenössischen Anverwandlung mit ihrem Ensemble schon mehrfach gegangen, zum Leidwesen jener, die auf die Authentizität Wert legen und für die z. B. die Kombination von barocker Gambe und moderner Klarinette ein geschmackloses No go! ist.
Dabei geht die Accademia del Piacere unter ihrem Leiter, dem Gambisten Fahmi Alaqhai nicht mal so weit. Das Instrumentarium ist quellengetreu ausgewählt. Diese historische Strenge kontrapunktiert aber eine kundige, dabei sehr entspannte und neugierige Musizierhaltung, die das komponierte, teilweise auch nur anonym überlieferter Material sogleich improvisierend weiterentwickelt, variert, ausziert. Auch das ist im Grunde historisch - wenngleich uns heute keine Tonkonserven aus dem 16. und 17. Jahrhundert zur Verfügung stehen und die gedruckten Quellen über die Praxis ihrerseits viel Raum für Spekulationen eröffnen.
Sei's drum! Das Ergebnis überzeugt rundum. Gleich die eröffnenden Beats des Schlagzeugs (das u. a. vom genial-gandalfischen Pedro Estevan, der schon bei Jordi Savall die Membranen zum Singen bringt, gespielt wird) sorgen dafür, dass man direkt in diese musikalische Welt zwischen Orient, Okzident, zwischen Nordafrika und Andalusien hineingezogen wird. Jedes Stück basiert auf einem Original, dass von den Musikern im wahrsten Sinne des Wortes interpretiert wird. Eingängige Melodien und ostinate Bässe warten nur darauf, unter den Händen oder auch Lippen der Ausführenden kunstvoll zu erblühen. Die jeweiligen Hauptinterpreten tauchen darum auch zusammen mit den Komponisten als Mitschöpfer auf der Trackliste auf. Die zum Teil hochvirtuosen Soli können sich dabei unmittelbar auf die ausgereifte Glosa-Prasxis des barocken Spaniens stützen. Das alles wirkt mühelos, geschmackssicher und von großer Musizierfreude erfüllt, die sich dank der vollmundigen Klangtechnik ebenso direkt den Hörenden mitteilt.
Eine Sommerplatte.
Georg Henkel
Trackliste
1 | Di, perra mora, Anonymous (16th c.) |
2 | Marionas, Enrike Solinís, Fahmi Alqhai & Gaspar Sanz (1640-1710) |
3 | Canarios, Gaspar Sanz & Fahmi Alqhai |
4 | Fantasía sobre el Mille Regretz de Josquin, Enrike Solinís |
5 | Glosa sobre el Mille Regretz de Josquin, Fahmi Alqhai |
6 | Dos estrellas le siguen, Manuel Machado (1590-1646) & Fahmi Alqhai |
7 | Corrente italiana, Juan Cabanilles (1644-1712) |
8 | La dama le demanda, Antonio de Cabezón (1510-1566) |
9 | Diferencias sobre Guárdame las vacas, Fahmi Alqhai |
10 | Susana passeggiata, Bartolomé de Selma y Salaverde (c.1580-c.1640) |
11 | Tiento III del primer tono, Antonio de Cabezón |
12 | Si la noche haze escura, Francisco Guerrero (1528-1599)? |
13 | Xácaras, Anonymous (17th c.) & Fahmi Alqhai |
14 | Susana un jur glossada, Hernando de Cabezón (1541-1602), arr. Fahmi Alqhai |
Besetzung
Rami Alqhai, viola da gamba
Ignacio del Valle, viola da gamba
Juan Ramón Lara, violone
Enrike Solinís, vihuela, baroque guitar & colascione
Miguel Rincón, vihuela & theorbo
Alberto Martínez Molina, harpsichord & organ
Javier Núñez, harpsichord & organ
Arnau Rodón, cornett
David García, sackbut
Ramón Peñaranda, sackbut
Luis Castillo, dulcian & bassoon
Pedro Estevan, percussion
David “Chupete”, percussion
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |