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Reviews

Bach, J.S. (Beringer)

Weihnachtsoratorium


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 15.10.2004 (WV)

Rondeau / Note 1 (2 CD, DDD (AD: 1991) / Best. Nr. ROP 3029/3030)

Gesamtspielzeit: 152:11

Internet:

Rondeau

Windsbacher Knabenchor

PÜNKTLICH ZUM FEST

...hat das Label Rondeau in Lizenübernahme von Teldec diese Einspielung des Weihnachtsoratoriums wiederveröffentlicht. Entstanden im Hochsommer des Jahres 1991 wird sie einigen Lesern vielleicht noch durch die Ausstrahlung der Fernsehmitschnitte bekannt sein, die die 3. Programme (federführend der Bayerische Rundfunk) einige Jahre lang zu den Festtagen brachten. Jenen Lesern muß man über die Qualitäten und Vorzüge der Aufnahme nichts sagen.

Die Interpretation ist eine der solidesten und handwerklich saubersten überhaupt. Wer der historischen Aufführungspraxis kritisch gegenübersteht oder sich einfach mal wieder von der reinen Klangpracht bezaubern lassen will, sollte hier zugreifen. Die Münchner Bachsolisten, die sich selbst als in der Nachfolge Karl Richters stehend begreifen, spielen auf modernen Instrumenten akkurat, zugleich aber mit viel Kraft und Ausdruck. Gerade in den Soli zeichnen sich ihre Instrumentalisten gleichermaßen durch Virtuosität, wie durch Anpassungsfähigkeit aus. Was hier von den Flöten und Oboen geboten wird, ist bemerkenswert; berückend schön auch die Darbietungen der Solo-Violine.
Die hochkarätige Sängerriege hält, was die Namen versprechen: Insbesondere Thomas Quasthoff, frisch gekürter Echo-Preisträger, gefällt mit einem jungen, kraftvollen und vitalen Bass, der zudem dramatisches Feuer hat. Glänzend auch die Altistin Cornelia Kallisch, die mit ihrer herb timbrierten Stimme gerade die bekannten Arien ("Bereite dich, Zion" / "Schlafe, mein Liebster, genieße der Ruh" / "Schließe, mein Herze, dies selige Wunder") zu anrührend meditativen Ruhepunkten werden läßt.
Juliane Banses in der Höhe hier manchmal noch etwas schmaler Sopran ist technisch makellos geführt und an den entscheidenenden Stellen auch von überzeugender Strahlkraft. Bei dem Tenor Robert Swensen macht sich bisweilen unangenehm bemerkbar, dass sein Zuhause doch eher die Opernbühne ist - das viele Vibrato und das Forcieren der Spitzentöne wollen nicht ganz zur Oratorienpartie passen.
Markus Schäfer präsentiert sich als junger, objektiv strenger Evangelist.

Was der Aufnahme aber einen Spitzenplatz unter den unzähligen Einspielungen sichert, ist die Qualität des Chores. Gerade die scheinbar schlichten Zwischenchöre werden mit größtmöglicher Eindringlichkeit und Präzision gesungen. Zu jeder Zeit bestechen die jungen Sänger durch eine klare Artikulation und lupenreine Intonation, sowie jugendliche Kraft und Freude am Gesang. Das spezifische Klangbild eines Knabenchores vereint sich hier mit den Fähigkeiten eines Profi-Chores. Da wackelt kein Einsatz und kein Ton. Selbst die anspruchsvollen Eingangschöre gelingen durchweg mitreißend schön.
Karl-Friedrich Beringer leitet das Orchester und den Windsbacher Knabenchor gewohnt straff. Er versteht es aber auch, jeder der Kantaten ihren eigenen Charakter und eine schlüssige Binnenstruktur zu verleihen. Dass dabei Text und Musik in der Interpretation zur sinnreichen Einheit verschmelzen, versteht sich bei seinen Aufführungen fast schon von selbst.



Sven Kerkhoff

Besetzung

Juliane Banse, Sopran
Cornelia Kallisch, Alt
Markus Schäfer, Tenor (Evangelist)
Robert Swensen, Tenor (Arien)
Thomas Quasthoff, Bass
Martin Dürr, Knabensopran (Echo-Arie)

Windsbacher Knabenchor
Münchner Bachsolisten

Ltg. Karl-Friedrich Beringer
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