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Annett Louisan

Bohème

Info Musikrichtung: Deutschpop / Jazz VÖ: 25.10.2004 (Sony) Gesamtspielzeit: 43:21 Internet: http://www.annett-louisan.de

Worauf schauen Männer bei Frauen am liebsten? Ja, okay, man muss es zugeben, auf den Hintern. Nun soll es hier aber nicht um die Kehrseite von Annett Louisan gehen, sondern um die Rückansicht ihres Debüts Bohème. Lächelnd steht sie an einer Tür, ein unschuldiges und doch verführerisches Lächeln. Hübsch ist sie anzusehen, aber auch aufreizend gekleidet. Im Stil der 1920er Jahre wirkt sie wie eine Mischung aus der Catterfeld und Drew Barrymore.

Leider, und das muss man nun wirklich mal sagen, hat das in der heutigen Musikszene gar nichts zu heißen, ja, vielleicht machen die Durchschnittsfrauen und auch -herren, auf das rein äußerliche bezogen, gar die viel bessere Musik als all die Barbies und Kens. Ist Annett Louisan auch eine solche Mogelpackung?

Rein musikalisch gesehen ist Bohème ein Traum, ein französischer Traum. Leicht und süßlich verteilen sich die Töne im Raum, man neigt dazu die Augen zu schließen und sich weit weg zu wünschen. Auf der anderen Seite stehen die Texte. Manchmal mag man sich wünschen, sie seien wirklich auf französisch, unverständlich und dadurch gut, denn was man nicht versteht, das muss einfach gut sein. Oder?

Viele sagen Annett Louisan nach, dass sie sehr emanzipierte Texte singe. Aber mal ehrlich, welche Frau würde ihre Texte als Emanzipation präsentieren, wenn diese von einem Mann geschrieben wurden? So wirkt die Platte stellenweise wie eine musikalische Umsetzung von Sex and the City. Und diese Sendung ist ja, bekanntermaßen, auch Geschmackssache.

Annett Louisan kann was. Ihre Stimme gehört zu den angenehmsten, die in den letzten Jahren aus den Radios der Welt tönte. Vielleicht sollte sie mehr eigene Lieder schreiben, denn das von ihr getextete "Die Lüge" gehört zu den wirklich guten Liedern auf Bohème. Vielleicht sollte sie auch einfach auf französisch singen. Dann ist träumen kein Problem mehr. Glaubt ihr nicht? Dann gebt Bohème doch einmal einem Franzosen und seht wie warm ihm ums Herz wird.

Martin Korbach