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Miles Davis

Miles At The Fillmore, Miles Davis 1970, The Bootleg Series Vol. 3

Info Musikrichtung: Jazz Rock VÖ: 21.03.2014 (Sony Legacy) Gesamtspielzeit: 250:34 Internet: http://www.milesdavis.com/us/home http://www.promo-team.de/

Nach den Bootleg Series Vol.1 und Vol.2 hat Legacy nun einen dritten Teil der Musik des Trompeters veröffentlicht, obwohl der Vergleich zu den ersten beiden Ausgaben eigentlich nicht stimmt, denn bei diesen Aufnahmen aus dem Fillmore East handelt es sich um offizielle Mitschnitte von Columbia unter Mitwirkung von Teo Macero, und nicht um Radio- oder private Aufnahmen.
Bitches Brew war gerade vorbei und hatte sicher bei einigen wie eine Bombe eingeschlagen, nun wurden Titel jener Veröffentlichung live umgesetzt und boten einem im Fillmore East in New York eigentlich Rockmusik gewöhntem Publikum so ganz andere Musik. Der später folgende intensive Funk von On The Corner in seiner radikalen Ausprägung war hier noch nicht vorhanden, sanft begannen Rock und Jazz noch zu fusionieren und öffneten dem Funk dazu ein kleines Türchen.

Es erwartet uns oft wilde und unkontrolliert wirkende Musik, die durchaus an den Nerven zerren kann, und zwischen fließend und wenig strukturiert oft einfach nur dahinfließt, extrem stark bestimmt von kratzig und oft nicht harmonisch klingenden Keyboards, hier auch noch gleichzeitig von zwei Tastendrückern, Chick Corea und Keith Jarrett, manchmal endete das gar in einem Klangbrei. Ein brummelnder E-Bass und wirbelndes Schlagzeug dürften noch heute im Zusammenspiel der Elemente für Verwirrung sorgen, und selbst Davis offenbarte mitunter nur bruchstückhafte solistische Ausflüge auf der Trompete, die er oft stakkatohaft vortrug.

Andere Titel sorgten durch repetitive Muster, etwa durch minutenlang die gleichen Bassläufe, für eine tranceartige Atmosphäre.
Für besondere Momente und eine interessante Note sorgte der später bei Weather Report tätige Perkussionist Airto Moreira, so dass hier bereits Elemente jener schon bald folgenden Band durchdrangen.
Mitunter swingte es dann, und dann hoben einer der Keyboarder, Bass und Schlagzeug richtig ab, zum Beispiel beim Titel The Mask. Ferner ist mir aufgefallen, dass mit Steve Grossman ein Saxofonist spielte, der nicht die Ausstrahlung und die Gestaltungsfähigkeit der bisher stark mitprägenden Mitspieler des Trompeters am Saxofon, also John Coltrane und Wayne Shorter, besaß.
Seine Beiträge wirken knapp bemessen und beschränken sich für mich auf größtenteils wild anmutende Ausbrüche, die spieltechnisch sicher untadelig sind, aber keine besonderen Eindrücke hinterlassen wie bei seinen Vorgängern.

Ausgewählte Aufnahmen dieser Konzerte erschienen bereits 1970 auf einer Doppel-LP, genauer gesagt, vier Titel.
Siebzehn Stücke wurden später auf der Doppel-CD Miles Davis At Fillmore veröffentlicht.
Und nun gibt es satte achtundzwanzig Stücke jener Tage aus dem Fillmore East, New York City, eingespielt zwischen dem 17. und 20.6.1970, jeweils eine CD für einen Tag, sowie drei Bonustracks aus dem Fillmore West, San Francisco, vom 11.4.1970. Diese Soundqualität ist dann schon eher dem Albumuntertitel zuzuordnen, klingen sie recht stark nach ‘Bootleg‘, recht ‘Lo-Fi‘ sozusagen .
Aufnahmen vom Vorabend kann man übrigens auf dem Album Black Beauty, ursprünglich 1973 in Japan veröffentlicht, in guter Qualität genießen.

Anzumerken ist noch, dass es im Gegensatz zu den ersten beiden Veröffentlichungen dieser Serie hier keine visuelle Unterstützung in Form einer DVD gibt.

Wolfgang Giese