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Klaviertrios op. 70, 2 & op. 97 „Erzherzog“
Info
Musikrichtung:
Klassik Kammermusik
VÖ: 14.02.2014 ( Harmonia Mundi / Harmonia Mundi / CD / 2011 / Best. Nr. HMC 902125) Gesamtspielzeit: 67:34 |
TONDICHTUNG
Ausgesprochen subtil artikuliert und mit viel Sinn für feine klangfarbliche Schattierungen und Stimmungsnuancen, so werden auf dieser CD zwei berühmte Klaviertrios aus der Feder Ludwig van Beethovens dargeboten. Kaum zu glauben, dass vor allem das zweite Werk, das wegen des Widmungsträgers unter dem Beinamen „Erzherzog“ bekannt ist, in manch anderer Einspielung eher „schwierig“ und „verwinkelt“ klingt, vor allem im dicht gearbeiteten Kopfsatz. Zum „schwierig“ gesellt sich da oft auch ein gewisses „schwergängig“. In der aktuellen Interpretation dagegen wirkt die Musik wunderbar leicht, ohne an Ausdruckskraft einzubüßen. Das kompositorische Handwerkt tritt zurück, man wird von der Tondichtung ergriffen – und als Tondichter, nicht als Komponist, wollte Beethoven bezeichnet werden. Das eine ist ein Poet und Künstler, das andere ein Handwerker und Techniker. Wenn der dichterische Ausdruck aber auf Kosten seiner Formung romantisierend überzeichnet wird, verlieren letztlich beide Aspekte von Beethovens Musik an Prägnanz. Im Ausdruck ist diese Musik romantisch – nicht aber in den gewählten Mitteln, die sind, auch in ihrer radikalen Zuspitzung, immer klassisch. Die drei Interpreten dieser Aufnahme haben das verstanden.
Dabei werden sie durch das historische Instrumentarium unterstützt; deren leicht mattierte Farben eignen sich nicht für Übertreibungen, sind aber für jene expressiven Pointierungen und lyrische Zartheit, die Beethovens Musik erfordert, wie geschaffen. Alles ist bei ihnen sozusagen von Natur aus leichtgängiger, durchhörbarer. Vor allem das delikat aufspielende Fortpiano, das unter den Händen von Alexander Melnikov nicht nur sanglich und beredt, sondern auch gewitzt klingen kann, ist ein idealer Mittler zwischen Violine und Cello. So singt sich im Andante cantabile, dem 3. Satz des Erzherzog-Trios die Violine von Isabel Faust im Wechsel mit dem Cello von Jean-Guihen Queyras betörend aus, während das gedämpfte Klavier eine duftigen Klanggrund bereitet. Ganz anders z. B. nehmen sich im 2. Trio op. 70 die markanten Cello-Striche und kraftvollen Akkordgriffe in der letzten Variation des Allegrettos aus. Wenn diese plötzlich in feinste Pianoschattierungen umschlagen, ist das ein umwerfender, sehr modern wirkender Orchestrierungs-Effekt.
Es ist durchweg eine Freude, diese reiche, inspirierte Musik ebenso differenziert und geistreich präsentiert zu bekommen. Und dies in bester, angenehm direkter und runder Klangqualität!
Georg Henkel
Besetzung
Isabel Faust: Violine (Stradivari 1704)
Jean-Guihen Queyras: Violoncello (Geoffredo Cappa 1696)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |