Reviews

Mozart, W. A. (Bezuidenhout)

Klavierwerke Vol. 5&6

Info Musikrichtung: Wiener Klassik VÖ: 17.01.2014 (harmonia mundi / harmonia mundi / 2 CD / 2012-2013 / Best. Nr. HMU 907529.30) Gesamtspielzeit: 141:46 Internet: Kristian Bezuidenhout (Management-Hoempage)

Mit seiner Einspielung von Mozarts Sonaten und kleineren Klavierwerken hat Kristian Bezuidenhout von Anfang an deutlich gemacht, dass es hier weit mehr zu entdecken gibt, als bloße Unterrichtsliteratur. Wenngleich Mozart dieses Repertoire zumeist für seine zahlreichen Klavierschüler/-innen schrieb, finden sich darin doch echte Trouvaillen; er konnte es halt einfach nicht belang- oder bedeutungslos.
Schon die Interpretation des ersten Werks auf Teil 1 dieser Doppel-CD setzt dabei Maßstäbe. So mancher wird an die eigenen Klavierstunden zurückdenken und an das verzweifelte Bemühen, den Variationen im ersten Satz oder den technischen Raffinessen im abschließenden Rondo alla turca gerecht zu werden. Wie es richtig geht, hört man nun aber vielleicht eigentlich bei Bezuidenhout zum ersten Mal: Bei ihm rückt so manche Variation in ihrer Kühnheit in die Nähe zur Neuen Musik und das Alla turca kommt ganz ohne donnernde Showeffekte aus.

Die Detailversessenheit, die dabei zutage tritt, ist bemerkenswert, trägt aber die schönsten Früchte, denn Bezuidenhout gestaltet damit konsequent und höchstpersönlich, färbt jede Phrase in eigenem Ton. Bedeutungsloses Zierwerk sucht man hier vergebens. Einige Rückungen und Rubati sind dabei naturgemäß subjektiv angelegt, entwickeln sich aber nichtsdestotrotz stets logisch aus dem musikalischen Material. So etwa auch bei den 12 Variationen über „Ah, vous dirai-je Maman“, welche die zweite CD eröffnen. Zwischen romantischer Stimmung, zirzensischer Artistik und schlichter Sanglichkeit wird geschwind hin und her geswitcht – ein tollkühnes Wechselbad.

Das von Bezuidenhout eingesetzte Fortepiano (Nachbau eines Instruments aus der Werkstatt Walter) ermöglicht dabei einen wunderbaren klangfarblichen Reichtum und feinsinnige dynamische Abstufungen, ohne jemals grell zu tönen.

Diese Einspielung ist durchweg einmal mehr große Kunst und höchstes Klavierglück.

Sven Kerkhoff