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Music For Modern Living

Info Musikrichtung: Chill-Out / Elektro / Jazz VÖ: 04.10.2004 (Audiopharm / SPV) Gesamtspielzeit: 139:03 Internet: http://www.audiopharm.com

Der Titel mag den einen oder anderen Hörer etwas unsicher machen - "Was, wenn ich die Musik nicht mag? Bin ich dann vielleicht unmodern??" Music For Modern Living setzt aber nicht nur den Hörer unter Druck, auch die Macher haben sich diesmal einiges vorgenommen. Nach sieben Ausgaben der etablierten Compilation gibt's die Club- und Chillout-Tracks nun erstmals auf zwei CD's. Passend dazu ein innovativ-schlichtes Design aus rot und weiß, das zwar zunächst etwas gewöhnungsbedürftig ist, auf jeden Fall aber angenehm aus der unüberschaubaren Masse grellbunter CD Cover heraussticht.

Auch wenn Client in "Rock'N Roll Machine" vollmundig betonen, dass Rock alles sei, was sie tun möchten, mag man ihnen nicht so recht glauben. Weder ihr eigener Song noch sonst ein Beitrag der Compilation lässt sich wirklich in diese Schublade stecken, stattdessen regieren auf der ersten CD eher chillige, oft experimentelle Tracks, während die zweite mit einer großen Bandbreite von Elektro- und Clubsounds auskommt. Auch sehr exeperimentell, versteht sich.

Dass "experimentell" auch schonmal "richtig peinlich" bedeuten kann zeigen Quincy Jones and Bill Cosby mit "Along Came Mister Nobody". Sinnentleerte Aneinanderreihungen von "uh"-, "äh"- und "yow"-Samples bleiben erfreulicherweise aber einzigartig, ansonsten hören wir ein beschwingtes, optimistisches Intro vom Go! Team mit offensichtlichen Einflüssen der 80er Fusion-Jazz-Welle, einen sehr poppigen Andy Lewis und einen Midtempo-Ohrwurm von Quantic. Aber auch Songs, die ein wenig more strange sind: Sharky irritiert in "Snobird" mit interessanten Gesangsparts und sehr abgedrehtem Arrangement und Sporto Kantes lamentiert in einer von Klavierharmonien getragenen Ballade.

Auf CD zwei verlässt der Hörer zusammen mit Damn! in einem flotten Disco-Track den heimeligen Planeten und kommt auch so schnell nicht wieder: Direkt geht es über in Ben Watt's (Everything But The Girl) "Lone Cat", ein im Tempo etwas gemäßigterer Soul-Song mit sehr viel Rhythmus und einigen Rap-Einlagen, anschließend folgt mit "The One" ein erstklassiger Funk-Track, der nur unter den etwas sehr hallenden Vocals leidet. Später folgen auch basslastigere und reinrassigere Elektrostücke wie das sehr schlichte "Are You Talkin' To Me" der Torpedo Boyz und "Beanfast" aus dem Hause Super Style Deluxe.

Auf jeden einzelnen Compilationbeitrag einzugehen würde hier den Rahmen sprengen, in jedem Fall lässt sich aber sagen, dass die Zusammenstellung bis auf den einen Ausfall sehr gelungen ist und insbesondere die zweite CD mit ihren verknüpften Tracks Freunde finden wird. Also keine Angst, die Wahrscheinlichkeit des Gefallens ist ausreichend hoch um ein Reinhören zu riskieren - und wer sich trotzdem nicht mit Music For Modern Living anfreunden kann, der sei getröstet: Retro ist ja auch "in"...

Hendrik Stahl