Reviews
Time Traders + Reaching The Cold 100
Info
Musikrichtung:
Blues Rock
VÖ: 17.1.2014 (Eagle Rock Records) Gesamtspielzeit: 123:04 Internet: http://www.eagle-rock.com/ |
Peter Green, ein Name, der sicher nicht nur mir in Verbindung mit gefühlvollem Gitarrenspiel erster Güte über die Lippen huscht. Green, einer der bleichgesichtigen Bluesgitarristen des British Blues Booms, der für mich sogar einen ’God’ wie Eric Clapton in die zweite Reihe stellte, Green, der Musiker, der die frühen Fleetwood Mac zu einer sehr authentisch klingenden Bluesband mitgestaltete und für den einen oder anderen Hit verantwortlich zeichnete.
Viele werden die Umstände kennen, die dazu führten, dass der Gitarrist aus der Bahn gerissen wurde und jahrelang untertauchte, bis er mit seinem hervorragenden Album In The Skies 1979 sensationell wieder auftauchte.
Nach weiteren Soloalben und einer erneuten Pause formierte sich die Splinter Group und 1997 erschien deren erstes, gleichnamiges Album. Die Band veröffentlichte fortan regelmäßig Alben, und hier sind jene aus den Jahren 2001 (Time Traders) und 2003 (Reaching The Cold 100) zusammengefasst worden.
Beide wurden seinerzeit nicht unbedingt mit Höchstwertungen versehen, dabei kam das spätere Album noch ein wenig besser weg.
Dieses 2 CD-Set hat sicher den einen Vorteil, dass beide Alben nun zu einem Sonderpreis erhältlich sind.
Echte Fans und/oder Sammler sind allerdings benachteiligt, es sei denn, sie haben bereits seinerzeit beim Erscheinen der Originalplatten zugeschlagen.
Denn Time Traders erschien einst in einer durchnummerierten Auflage und Reaching The Cold 100 mit einer Bonus 4 Track EP, deren Stücke nun leider fehlen.
So entgehen uns nun folgende Songs: Black Magic Woman, It Takes Time, Green Manalishi und Albatross.
Eines muss klar gesagt werden, der Musiker, wie wir ihn kennen und lieben gelernt haben, ist passé. Die vielen Ereignisse haben Spuren hinterlassen, Green ist auch nicht mehr der Star, der er eigentlich auch nie sein wollte. Er ist nun integriert in eine Band, und nicht oft ist es Nigel Watson, der den Ton angibt. Er und andere Bandmitglieder sind es dann auch, die die neuen Titel komponiert haben, Green ist nur mit zwei alten Songs vertreten.
Die Musik fließt sehr entspannt, sehr laid-back, recht verschlafen klingt es mitunter sogar.
Gut, Höchstleistungen werden nicht angestrebt, Leidenschaft strahlt auch nicht immer aus jedem Song, manchmal wirkt das Eine oder Andere sogar ein bisschen uninspiriert und lustlos, aber, diese Musik tut auch gut, man wird auf gewisse Weise entschleunigt.
Der Unterschied zur zweiten Platte besteht darin, dass bei Time Traders Bläser eingesetzt werden, dadurch wird der Sound etwas voller. Dazu tragen auch die nur hier anwesenden Damen des Backgroundchors bei.
Musikalisch ist beiden Platten die Ausrichtung zum Blues gemein. Dieser wird angereichert durch sanft groovende Elemente des Rhythm & Blues.
Wer das von früher typische Gitarrenspiel des Meisters erwartet, wird sicher nicht auf seine Kosten kommen, obwohl er noch immer sehr gefühlvoll agiert, doch hier wechselt er sich auch ab mit Watson, dessen Stil nicht unbedingt spektakulär zu nennen ist.
Da bevorzuge ich die oft dünn klingenden und etwas zurückhaltend gestalteten kurzen Einwürfe von Green. Gelegentlich setzt er, eigentlich ungewöhnlich für ihn, die Slide ein, allerdings nicht sonderlich beeindruckend.
Auf Downsize Blues wird die Stimmung zurückgenommen und der Schwerpunkt liegt auf dem Piano, und Greenspielt auch hier die Bluesharp, übrigens auch nicht sehr beeindruckend. Am meisten können mich solche langsamen Songs wie Feeling Goodmitnehmen, auch hinsichtlich des sehr emotionalen Gitarrenbeitrags.
Abgeschlossen wird Time Tradersmit zwei alten Titeln, eines aus Zeiten von Fleetwood Mac, Underway, bei dem man sich Unterstützung bei dem auch für sein gefühlvolles Spiel bekannten Snowy White geholt hat und bei Uganda Woman, ein Titel, einst als Single unter Peter’s Namen erschienen und damals bereits mit Watsoneingespielt.
Reaching The Cold 100 ist weitestgehend nach dem gleichen Muster gestrickt, nur hier steht etwas mehr Rock im Vordergrund, die Feinheiten der Arrangements treten dafür ein wenig in den Hintergrund. Dafür singt Greenkraftvoller und energischer, auch sein Gitarrenspiel wirkt druckvoller. Ein sehr bewegender Titel ist der vom Piano geführte Song Don't Walk Away, der anfänglich ein wenig von der Stimmung der Musik von Nina Simoneträgt. Hier schiebt sich elegant ein Schuss ‘Blue Eyed Soul‘ in die Stimmung, das Gitarrensolo wird auf der Akustischen gespielt, auch hier – nicht spektakulär, aber mit Gefühl, leider etwas kurz, dafür folgt aber noch ein weiteres elektrisches Solo, etwas länger.
Ein schöner Groove zeichnet den Song I'm Ready For Youaus, ein wenig geht das in Richtung Stax Records, als Albert King dort einige berühmt gewordene Titel einspielte, sehr schön, wie Green hier seine Begleitung auf der Gitarre formuliert, das atmet noch die alte Magie, als er sich am Spiel von Otis Rushorientierte.
Man bemerkt, die guten Seiten dieser Musik sind oft in den feinen Nuancen vergraben.
Diese gilt es aufzuspüren, um letztlich Genuss an diesen nicht effektheischenden Klängen zu finden.
Letztlich scheint sich möglicherweise in der Splinter Group für Green erfüllt zu haben, als Teil des Ganzen nicht mehr der einzigartige Star zu sein.
Trackliste
1 Until The Well Runs Dry (Roger Cotton) 5:19
2 Real World (Cotton) 6:16
3 Running After You (Peter Stroud) 4:46
4 Shadow On My Door (Nigel Watson) 5:35
5 Lies (Cotton) 4:43
6 Down The Road Of Temptation (Stroud) 4:16
7 Downsize Blues (Repossess My Body) (Watson) 3:47
8 Feeling Good (Cotton) 4:17
9 Time Keeps Slipping Away (Stroud) 4:44
10 Wild Dogs (Watson) 5:09
11 Home (Stroud) 5:17
12 Underway (Peter Green) 4:48
13 Uganda Woman (Peter Green) 5:30
Reaching The Cold 100:
1 Ain't Nothin' Gonna Change It (Roger Cotton) 3:28
2 Look Out For Yourself (Pete Stroud) 4:29
3 Cool Down (Owen Parker, Nigel Watson) 3:59
4 Dangerous Man (Cotton) 4:06
5 Needs Must The Devil Drives (Parker, Watson) 4:16
6 Must Be A Fool (Stroud) 4:33
7 Don't Walk Away (Cotton) 4:32
8 Can You Tell Me Why (A.K.A. Legal Fee Blues) (Parker, Watson) 3:49
9 Spiritual Thief (Parker, Watson) 4:57
10 I'm Ready For You (Stroud) 4:39
11 Smile (Parker, Watson) 5:17
12 Nice Girl Like You (Cotton) 4:36
13 When Somebody Cares (Parker, Watson) 5:26
Besetzung
Peter Green (vocals, lead guitar, slide guitar, harmonica)
Nigel Watson (vocals, lead guitar, rhythm guitar)
Roger Cotton (piano, Hammond C 3, rhythm guitar)
Pete Stroud (fretless und fretted bass guitars, double bass)
Larry Tolfree (drums, percussion)
Snowy White (guitar - track 12)
Joanne Ramsey (backing vocals)
Louise Kenny (backing vocals)
Owen Parker (backing vocals – track 12)
Tim Riggins (trombone and horn arrangements)
Derek Nash (tenor, soprano and baritone sax)
Sid Gauld (trumpet and flugelhorn)
Martin Harmon (baritone sax)
Reaching The Cold 100:
Peter Greenbaum (vocals, guitars, harmonica, banjo)
Nigel Watson (vocals, guitars)
Roger Cotton (keyboards, rhythm guitar, background vocals)
Pete Stroud (bass guitars, double bass, background vocals)
Larry Tolfree (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |