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Dixit Dominus / Missa dolorosa
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 23.08.2004 Deutsche Harmonia Mundi / BMG (SACD hybrid DDD (AD: 2003) / Best.Nr. 82876587922) Gesamtspielzeit: 63:07 Internet: BMG Hengelbrock / Balthasar-Neumann-Ensemble |
ATEM- UND SEELENLOS
Im Sport spricht man vom "Favoritensturz", wenn die hohen Erwartungen an einen Wettkämpfer oder eine Mannschaft enttäuscht werden. Ein ähnliches Phänomen gibt es bei dieser Einspielung zu beobachten.
Thomas Hengelbrock hat sich mit seinem Balthasar-Neumann-Chor und Balthasar-Neumann-Ensemble einen Namen gemacht. Interessante Ausgrabungen, spektakuläre Projekte, sorgfältige Interpretationen - all dies hat ihn und seine Musiker über die Jahre hinweg stets ausgezeichnet.
Wieso da die Aufnahme eines der schönsten geistlichen Vokalwerke Georg Friedich Händels, des Dixit Dominus von 1707, nicht recht gelungen ist, bleibt rätselhaft. Die Tempi sind völlig überhastet gewählt, so dass Chor und Orchester rast- und atemlos wirken. Ihre Brillanz und Präzision wird zum puren Selbstzweck. Dem ganzen Stück wird eine Schablone aufgedrückt, die für textbezogene musikalische Ausdeutung keinerlei Raum läßt und in der kein melodischer Bogen ausschwingen, kein thematischer Gedanke zuende gedacht werden darf. Das Orchester - tontechnisch gegenüber dem Chor begünstigt - greift nicht kraftvoll, vielmehr durchweg übermäßig aggressiv zu. Weil zudem das Bassfundanment unterentwickelt ist, ergibt sich ein nerviger, zirpender Klang. Die Sätze laufen insgesamt nicht uhrwerksgleich, sondern roboterhaft mechanisch ab.
Kein Wunder, dass sich da auch bei den Solisten aus dem Chor manche Unsicherheit und Farblosigkeit einschleicht, so etwa beim Altus Jürgen Banholzer.
Es ist nicht ganz klar, ob Hengelbrock meinte, hier musikalische Floskeln demmaskieren zu müssen. Dem Werk wird er damit jedenfalls nicht gerecht. Wie man dessen Dramatik und teils durchaus plakative Musiksprache unter Berücksichtigung der Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis adäquat umsetzen kann, hätte er sich bei der Einspielung mit Marc Minkowski und dessen Les musiciens du Louvre aus dem Jahre 1999 (Deutsche Grammophon) ablauschen können.
Ein wenig aufmerksamer und sensiblerrücken die Mitwirkenden Antonio Caldaras (1670-1736) Missa dolorosa zu Leibe. Das über weite Strecken eher konventionelle Werk überrascht durch so manche chromatische Wendung und durch seufzergleiche Motive. Dennoch bleibt die Interpretation auch hier seltsam kühl und technisch.
Dass die Beteiligten es eigentlich besser können, beweist schließlich das sechzehnstimmige Crucifixus von Caldara, dessen komplexen Satz die Chorsänger mit technischer Finesse schwebend leicht und eindringlich gestalten. Dies immerhin läßt auf bessere Zeiten und CDs hoffen.
Sven Kerkhoff
Trackliste
9-25 A. Caldara - Missa dolorosa
26 A. Caldara - Crucifixus a 16 voci
Besetzung
Balthasar-Neumann-Ensemble
Ltg. Thomas Hengelbrock
So bewerten wir:
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06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
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16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
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