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Reise, Reise
Info
Musikrichtung:
Neue Deutsche Härte
VÖ: 27.09.2004 (Universal) Gesamtspielzeit: 47:50 Internet: http://www.rammstein.de |
"Liebe Passagiere! Schön, dass Sie sich für einen Flug der Rammstein-Airlines entschieden haben. Unsere heutige Reiseroute führt sie zuerst direkt nach "Moskau" (neuere Paradise Lost meets Technogörensound von Tatu) bevor wir einen kurzen Zwischenstopp in "Amerika" (antiamerikanischer Ohrwurm, der im Refrain Erinnerungen an James Brown wach werden lässt) einlegen, um uns dann frisch gestärkt hoch in die Lüfte zum "Dalai Lama" (kleine Gruselstory über den Wolken, die ein wenig an "Spieluhr" vom Mutter-Album erinnert) zu begeben. Wer dazu "Keine Lust" (recht unspektakuläre Nummer mit gehobenem Härtegrad) hat, kann alternativ auch von unserer Aussichtsplattform den "Morgenstern" (düsterromatisches Stück mit fiesem Text und Heldentenor im Chorus) bewundern. Zum Abschluss unseres kleinen Ausfluges laden wir Sie zum Entspannen in ruhigen Gefilden ein (das Album endet erstaunlicherweise mit drei Gänsehautballaden inklusive Babelsberger Filmorchester) und "Mein Teil" (musikalisch härtester Track des Longplayers mit "Kannibale von Rothenburg"-Thematik) ist es jetzt nur noch Ihnen eine gute "Reise, Reise" (bombastischer Opener im Stil von "Mein Herz Brennt") zu wünschen und schon geht das Vergnügen "Los" (pathosgeschwängerter, experimenteller Song mit Wortspielen um den Titel)."
Nach der stimmungsvollen Ansage unseres MAS-Flugkapitäns wenden wir uns nun einmal den harten Fakten des neuen Rammstein-Werkes zu. Wie auch die restlichen Alben der Berliner kann man dieses Werk nicht mit seinen Vorgängern vergleichen und Fans des traditionellen Sounds der Ostdeutschen brauchen schon ein wenig Eingewöhnungszeit, um auch von diesem Longplayer abhängig gemacht zu werden. Es hat sich bei den Vorreitern der Neue Deutsche Härte so einiges verändert. Frontmann Till Lindemann hat anscheinend ein paar Gesangstunden genommen und setzt dementsprechend häufiger seine Singstimme ein, der elektronische Sample-Einsatz ist zugunsten eines "echten" Orchesters zurückgegangen und auch die Experimentierfreudigkeit hat sich größtenteils von technischen Effekten auf die herkömmlichen Instrumente verlagert. Das Ganze lässt den Härtegrad von Reise, Reise natürlich um eine Nuance schwächer und kommerzieller erscheinen als vergangene Longplayer des Sextetts, doch man gewöhnt sich schnell an Ohrwürmer wie "Moskau", "Amerika" und Co. bzw. die leicht veränderte Rammstein-Marschrichtung.
Bis auf die Nummern "Keine Lust" und "Los" könnte jeder Track auf einer imaginären Best Of-Scheibe der Berliner seinen Platz einnehmen, und da selbst der mutige Versuch drei ruhigere Stücke am Ende des Silberlings zu plazieren einwandfrei funktioniert, muss man Lindemann und seinen Mannen wieder einmal Respekt zollen, da sie sich wieder mal (fast) neu erfunden haben ohne an Qualität zu verlieren. "Guten Flug" in ungeahnte Höhen, kann man da nur wünschen!
Manuel Liebler
Trackliste
1 | Reise, Reise | 4:12 |
2 | Mein Teil | 4:33 |
3 | Dalai Lama | 5:39 |
4 | Keine Lust | 3:42 |
5 | Los | 4:24 |
6 | Amerika | 3:47 |
7 | Moskau | 4:17 |
8 | Morgenstern | 4:00 |
9 | Stein Um Stein | 3:53 |
10 | Ohne Dich | 4:32 |
11 | Amour | 4:51 |
Besetzung
Richard Kruspe-Bernstein, git
Till Lindemann, vocs
Christian Lorenz, keys
Paul Landers, git
Oliver Riedel, bass
Produzent: Jacob Heller
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |