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S.O.S. (John Surman, Mike Osborne, Alan Skidmore)

Looking For The Next One [2-CD]

Info Musikrichtung: Jazz VÖ: 21.06.2013 (Cuneiform [Rune 360/361]) Gesamtspielzeit: 120:11 Internet: http://www.cuneiformrecords.com/

Hinter dem simplen Bandnamen S.O.S. verbargen sich zwischen April 1973 bis Ende 1976 die drei Saxophonisten und Multiinstrumentalisten John Surman, Mike Osborne und Alan Skidmore. 1975 erschien ihr einziges selbst betiteltes Album beim Label Ogun. Diese kurze Zeit reichte allerdings, um sich einen mehr als guten, ja fast schon legendären Ruf zu erspielen und bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Ihre Mischung von Free-Jazz, Avantgarde bis hin zu Electronic und Minimalismus war nicht nur fordernd, sondern auch immer wieder verstörend eingängig. Nun wurde von Cuneiform die Doppel CD Looking For The Next One veröffentlicht, die bislang unveröffentlichtes Studio- und Live-Material beinhaltet und das in sehr guter Klangqualität.

CD Nummer 1 beinhaltet sechs Studioaufnahmen von Ende 1974 (Track 1 bis 3) und vom 14 September 1975 (Track 4 bis 6). Alle Aufnahmen begeistern durch ihre Kreativität gepaart mit virtuosem Spiel und ausgeklügelten Arrangements. Egal, ob reines Saxophontrio wie im fast schon schamanenhaften "Rashied" oder mit minimalistischen elektronischen Spielereien unterlegt und mit Klavierimprovisationen geschmückt wie in "Looking For The Next One", S.O.S. überzeugen mit bester Performance.
Die Musik gewinnt allerdings im Live-Kontext noch mehr dazu, wie man auf der zweiten CD, einem Konzertmitschnitt vom 27. July 1974, beim 1. Jazzfestival in der legendären Balver Höhle nachhören kann. Hier kommen die Stärken des Zusammenspiels noch besser zum tragen und auch die Umgebung in der Höhle dürfte die enorme Spielfreude erklären. Wenn man sich diese CD anhört weiß man, wo Künstler wie Louis Sclavis einen Teil ihrer Inspiration herholen. Alle vier Titel (Track eins ist nur eine kurze Ankündigung der Band) sind auf allerhöchstem Niveau gespielt und zusammengestellt. S.O.S. führt bei den enthaltenen drei langen Titeln jeweils mehrere kürzere Stücke zusammen und verbindet sie mit freien Improvisationen. Man fühlt sich direkt in das Geschehen hineingezogen und kann dabei nur ob der Virtuosität staunen, die John Surman, Mike Osborne und Alan Skidmore an den Tag legen. Diese Musik wird auch beim zehnten Hören nicht langweilig und zeigt keinerlei Abnutzungserscheinungen.

Schade, dass dieses Trio nicht länger zusammengespielt hat. Andererseits weiß man nicht, ob über einen längeren Zeitraum die Spannung und Energie erhalten geblieben wäre. Sowohl John Surman (u.a. beim deutschen Label ECM) als auch Alan Skidmore haben ihre sehr erfolgreichen Solokarrieren fortgesetzt. Mike Osborne musste aufgrund gesundheitlicher Probleme 1982 mit der Musik ganz aufhören und starb 2007.

Cuneiform ist mit Looking For The Next One wieder einmal gelungen, alte unveröffentlichte Aufnahmen in das Hier und Jetzt zu transportieren. Dazu trägt auch das gut gestaltete, mit interessanten Liner Notes und raren Bildern der Band ausgestattete Booklet bei. Diese Doppel-CD von S.O.S. (John Surman, Mike Osborne, Alan Skidmore), speziell CD 2, ist ein Muss für jeden Fan von inspiriertem Free- / Avantgarde-Jazz. Sehr gelungen!

Ingo Andruschkewitsch