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Diverse barocke Komponisten (Laurin - London Baroque)

Stravaganze Napoletane

Info Musikrichtung: Ensemblemusik Barock VÖ: 03.09.2004 BIS / Klassik Center Kassel CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. BIS-CD-1395 Gesamtspielzeit: 57:18

Was ist langweiliger als eine Flöte? Zwei Flöten! Dieses (von Luigi Cherubini ?) stammende Bonmot hat gewiss etwas für sich. Vor allem monothematische Plattenprogramme laufen Gefahr, dass es zuviel des Guten wird. Wenn man allerdings bei den Stravaganze Napoletane einen Virtuosen wie Dan Laurin auf seinen diversen Blockflöten spielen hört, will sich die angedrohte Langeweile glücklicherweise doch nicht so schnell einstellen.

Was in diesem Fall für den nötigen Perspektivewechsel sorgt, sind die flexiblen Besetzungen und vor allem die stilistisch so verschiedenen Komponisten, deren Eigenarten Dan Laurin und London Baroque durch ihr breit gefächertes Spiel sehr überzeugend darzustellen wissen: den kontrapunktisch reichen Satz eines Francesco Mancini z. B. lassen sie funkeln, in Francesco Barbellas Sonate werden die harmonischen Spannungen und Richtungswechsel durch das perfekt ausbalancierte Zusammenspiel wirkungsvoll herausgestrichen, die Triosonate von Domenico Gallo präsentieren die Musiker zurückhaltend in vornehmer Rokoko-Empfindsamkeit.
Gallos Sonate wurde übrigens lange Zeit Pergolesi zugeschrieben; Stravinsky hat den ersten Satz für sein Pulcinella-Ballett recycelt, wobei in diesem Fall einmal die effektvoll aufpolierte Fälschung das Original übertrifft …

So ganz nebenbei wird dem Hörer noch ein Querschnitt durch die Entwicklung der Instrumentalmusik im 17. und frühen 18. Jahrhundert geboten. Die schrittweise Verfeinerung der Klangorganisation und die Entwicklung neuer formaler und satztechnischer Möglichkeiten wurde zum Sprungbrett für jene Entfaltung der Gattungen, die über die Instrumentalkonzert von Vivaldi und Bach zu den großen Sinfonien des 19. Jahrhunderts führt. Diese Perspektive erschließt sich auch Dank der kundigen Einführungstexte im Booklet.

Georg Henkel