Reviews

RLW & SRMeixner

Just like a flower when winter begins

Info Musikrichtung: Experimentelle elektronische Musik / Sampling / Avantgarde VÖ: 1.12.2013 (Monotype. Records) Gesamtspielzeit: 55:34 Internet: http://www.monotyperecords.com/en/mono060.html‎

Ein seltsames Album, dieses Just like a flower when winter begins
. Oftmals mutet der elektronischen Avantgarde und Sampling / Klangkunst eine gewisse Ernsthaftigkeit an, die den Hörer dann daran zweifeln lässt ob das Gehörte ambitionierte Kunst ist, deren Sinn er einfach nur nicht erfassen kann oder ob die Klänge überambitionierte Klangexperimente sind, die einfach nur klingen wollen und doch nur akustische Umweltverschmutzung darstellen.

Da kommt dieses Album doch ganz anders daher. Dahinter stekt ein Mitbegründer der Sampling Kunst, nämlich Rlw aka Ralph L. Wechowsky, welcher Mitglied der innovativen deutschen P16D4 war. Sein Partner SRMeixner hat sich ebenfalls schon seine Meriten im Genre verdient. Entstanden ist dieses Klangwerk innerhalb von 3 Jahren, irgendwann während dieser Entstehung legt Rlw für einen 75 Geburtstag Schlager auf – und fand das so fürchterlich, das er das Konzept für diese Scheibe gefunden hatte.

Und so finden sich witzige Spokenwordbeiträge wie der Opener “ Blumen für den Prachtjungen“ auf dem Album wie soundgewaltige Samplemonster, die zum größten Teil aus verzerrten Schlagertiteln zusammen gesetzt wurden. Darüber liegen Vokaldarbietungen die einerseits einfach nur Vertreter der Schlagerszene namentlich nennen, O-Töne (?) älterer Damen wiedergeben, die sich die gute alte Zeit mit den Schlagerstars zurückwünschen oder aber auch bissige Kritikerstimmen über den Schlager.

Die zusammen gewebten Sounds wanken zwischen melodischen, fast Songartigen Teilen, schwebenden Parts voller psychedelischer, das Ohr umrundenden Sounds und trashartigen Krachsequenzen.

Und tatsächlich gelingt es den Künstlern aus all diesen Fetzen, Melodien, Sounds und Lärm ein konzeptartiges Werk zu schaffen, in dem man im rechten Moment eine Menge Dinge erkennen kann.
Natürlich ist dieser Brocken nicht zur Unterhaltung, leichten Muse zu nutzen (schließlich prangert er diese ja quasi an).
Was dieses Album von den Eingangs erwähnten oft über ambitionierten Werken unterscheidet ist nicht nur die effektvoll und sinnvoll eingesetzte Samplingtechnik ohne Übertreibungen, sondern auch der Humor! Ich denke, das die beiden Künstler jede Menge Spaß beim erarbeiten dieser Tracks hatte und das alles unterm Strich genauso viel oder wenig ernst nimmt.

Erfrischend anders – aber trotzdem seltsam und nicht einfach zu hören.

Wolfgang Kabsch