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Krenek, E. (Janowski)

Der Diktator / Schwergewicht oder Die Ehre der Nation / Das geheime Königreich

Info Musikrichtung: Oper VÖ: 01.08.2004 Capriccio / Delta Music 2 CD DDD (AD 1998/1999) / Best. Nr. 60 107 Gesamtspielzeit: 86:00

Nicht einmal 90 Minuten dauern diese drei Operneinakter von Ernst Krenek (1900-1991). Entstanden in den Jahren 1926 und 1927, bilden sie eine lose Trilogie, die mehr von den Unterschieden als den Gemeinsamkeiten zusammengehalten wird. In der Tragödie Der Diktator komprimiert der Komponist in seinen Hauptfiguren elementare Gefühle wie Rache, Eifersucht und Eros. Die psychologische dichte Musik bewegt sich zwischen erweiterter Tonalität und moderater Atonalität.
Das gilt, wenn auch unter anderen Vorzeichen, auch für das längste der drei Stücke, Das geheime Königreich. Diese Märchenoper stellt die Verhältnisse des Diktators sozusagen auf den Kopf: Endet dieser in Sex and Crime, gibt es hier ein seltsames, metaphysisch angehauchtes Happy End. Barocker Belcanto mischt sich hier mit der Tonsprache des Expressionismus, in Schwung gehalten wird das ganze durch mehr oder weniger hintergründige Tanzrhythmen, vom Menuett bis zum Tango, die auch auf die Gestaltung der Gesangspartien abfärben.
Zwischen diesen beiden Eckpfeilern hat Krenek mit Schwergewicht oder Die Ehre der Nation eine hübsche kleine Farce platziert. Der leichte Ton der schnittigen Musik, die an Zeichentrick und Hollywoodkomödie denken lässt, macht auch heute noch auf den ersten Ton Spaß. Wie der junge Komponist da, so ganz nebenbei, Fitnesswahn, Ehekrach, Boulevardjournalismus, Spießertum und Sex mit Unmündigen zum Thema macht, hat nichts an Aktualität verloren.

Diese Aufnahmen der nicht gerade häufig gespielten Werke schließen eine aktuelle Kataloglücke. Entstanden 1998 und 1999 in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin Dahlem, kommt deren runde, samtige Akustik dem geschmeidigen, punktgenauen Musizieren des Deutschen Sinfonie-Orstesters Berlin unter Marek Janowski sehr entgegen: Kreneks farbige, bildkräftige Partituren mit ihren überraschenden Wendungen und reichen instrumentalen Zwischenspielen erfahren hier eine sehr kompetente Wiedergabe. Auch sängerisch gibt es nichts zu mäkeln: Gesungen wird bestes Bühnendeutsch in gestochen klarer Artikulation, so dass man selbst ohne Libretto alles versteht; die Stimmen klingen sämtlich frisch und unangestrengt. In manchen Situationen hätten die Sänger/innen aber durchaus noch mehr schauspielern können (Kreneks Regie-Anweisungen z. B. in Schwergewicht oder Die Ehre der Nation werden nicht alle umgesetzt).

Georg Henkel