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Die Sonaten für Viola und Klavier
Info
Musikrichtung:
Kammermusik für Viola
VÖ: 03.09.2004 Edition Hera / Klassik Center Kassel CD ADD (AD 1986) / Best. Nr. HERA02112 Gesamtspielzeit: 44:00 |
BESSEELT AUSGESUNGEN
„Lieben Sie Brahms?“ In diesem Fall … auf jeden Fall! Dabei würde sich diese Wiederveröffentlichung der beiden späten Sonaten für Viola und Klavier eigentlich mehr für unsere Rubrik Blick zurück empfehlen. Die analoge(!) Aufnahme ist nämlich von 1986 und benötigt mit gerade Mal 44 Minuten Spielzeit nur gut die halbe Kapazität einer CD. Womit natürlich noch nichts über die Qualität der Produktion gesagt ist.
Klanglich überzeugt sie vollkommen: präsent, voll und wunderbar warm klingen Flügel und Viola. Und musikalisch bietet die Aufnahme späten, reifen Brahms in Vollendung: Die beiden Sonaten op. 120, die auch in der Besetzung für Klarinette bekannt sind, entstanden im Sommer 1894, drei Jahre vor dem Tod des Komponisten. Brahms hat diese Musik der Viola sozusagen auf ihren sonoren Corpus komponiert, was unter anderem die vielen Änderungen und Korrekturen in den Autographen bezeugen. Auch dem erfahrenen Meister fiel diese schöne Musik nicht einfach so in den Schoß. Was da so völlig natürlich und ungezwungen klingt, ist das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung mit einem Instrument, das gemeinhin eher in der zweiten Reihe des Orchesters als harmonische Füllstimme im Streicherblock mitwirkt. Dabei ist es mit seiner empfindlichen Intonation noch nicht einmal leicht zu spielen.
Brahms bringt die Viola mit so viel Poesie zum Singen, dass man ihr die Hinterbänklerexistens nach dem Anhören gar nicht mehr zumuten möchte: herbstlich, mit gelegentlichen Anflügen edler Depression, klingt sie in der ersten Sonate, abgeklärt, ja geradezu gelöst dagegen in der der zweiten. Die Kunst Brahms zeigt sich gerade darin, dass er mit sehr wenig Material auskommt. Stimmig ist das Gleichgewicht von konzentrierter thematischer Arbeit und weitschwingender romantischer Architektur.
Zur gelungenen Wiedergabe dieser Werke braucht es weniger die auftrumpfende Virtuosengeste, als Innigkeit und das Gespür für die zarten Lyrismen dieser Musik. Genau darüber gebieten der ungarische Bratschist Vidor Nagy und die in Buenos Aires geborene Pianistin Carmen Piazzini, die hier mit einer sehr erfüllten und differenzierten, dabei wunderbar klaren Wiedergabe überzeugen. Vor allem das herrliche Andante in der f-Moll-Sonate erklingt mit ergreifender Schlichtheit als Gesang ohne Worte.
Sehr empfehlenswert.
Georg Henkel
Trackliste
05-07 Sonate Es-Dur op. 120 Nr. 2
Besetzung
Carmen Piazzini, Klavier
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |