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Reviews

The Nitty Gritty Dirt Band

Jambalaya – The Definitive Collection


Info

Musikrichtung: Countryrock, Americana

VÖ: 15.11.2013

(Hump Head /Harmonia Mundi)

Gesamtspielzeit: 148:00

Internet:

http://www.nittygritty.com

Die Kompilationsreihe „The Definitive Collection“ verspricht vom Namen her die wichtigsten Veröffentlichungen einer Band oder eines Musikers, sie ist jedoch eine einigermaßen befriedigende Best of-Sammlung, die fast immer das letzte Jahrzehnt an Produktionen auslässt. So ist es auch bei der vorliegenden Sammlung der legendären Countryrock-Band The Nitty Gritty Dirt Band (NGDB): Die jüngste Aufnahme stammt aus dem Jahr 2002. Insofern ist das „Definitive“ zwar übertrieben, aber zumeist ist eine derartige Sammlung eh nur interessant für Konsumenten, die die Frühphasen von Musikern entdecken wollen oder ihre alten LPs der Band mit einigen digitalen Fassungen preisgünstig ergänzen wollen. Entscheidend dürfte dabei der Schnäppchenpreis von meist unter 10.- Euro für in diesem Fall 42 Titel sein.
Interessanterweise vermittelt die unchronologisch sortierte Trackliste genau den Eindruck, den man über die NGDB haben sollte: Sie ist bis heute eine der vielseitigsten und zugleich langlebigsten Bands der Country- und Rockgeschichte. Von Jugband bzw, Skiffle Music bis New Wave, von Traditional Country bis New Country, von Bluegrass bis Soundcollagen spielte diese Band die unterschiedlichsten Alben ein und hat dennoch nie ihr Profil verloren. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass es die Stammmitglieder schon rund 47 Jahre miteinander aushalten, zumindest sind Jeff Hanna, Jimmie Fadden und John McEuen - dieser aber mit 18 Jahren Unterbrechung - seit 1966 zusammen und Bob Carpenter ist seit 1979 dabei - also 34 Jahre. Erwähnen sollte man dazu noch Jimmy Ibbotson, der 29 Jahre mitspielte. Die Band machte 1972 Geschichte mit dem Album Will The Circle Be Unbroken mit Oldtime Country- und Bluegrass-Legenden wie Roy Acuff, Earl Scruggs, Mother Maybelle Carter oder Doc Watson. Dieses Album bildete eine Brücke zwischen zwei Generationen und räumte damals mit dem Vorurteil auf, dass die konservativ-traditionelle Nashville-Fraktion der vierziger Jahre die langhaarigen Hippie-Musiker in der Country-Szene nicht ausstehen könne. Wohl nicht ohne Grund hört man vor diesen Aufnahmen einvernehmliche und völlig normale Gespräche im Plattenstudio zwischen den beiden Generationen. Später wiederholte die NGDB das Will the Circle be Unbroken -Konzept mit Legenden der Country Music als Gastmusiker sogar noch zweimal. Ausschnitte aus diesen umfangreichen Alben sind etliche auf der Kompilation.
Spätestens 1978, als sie sich kurzzeitig in The Dirt Band umbenannte, fand die Gruppe ihren Sound eines griffigen, melodischen Countryrocks, der Unmengen an Ohrwürmern hervorbrachte, stilistisch aber immer wandlungsfähig blieb. Die Kompilation mischt nun wild Titel vor und nach 1978 mit Live-Aufnahmen und Produktionen, auf denen Gaststars die Leadstimme singen. Das mag manchem etwas Durcheinander erscheinen, zudem wirken viele Produktionen vor 1978 klanglich etwas altbackener und kompositorisch nicht so ausgereift und waren auch eher traditionell ausgelegt. Die Titel nur chronologisch zu sortieren, hätte bei vielen dazu geführt, vielleicht nur die attraktivere spätere Phase anzuhören und die Band als kommerzieller zu begreifen als sie es insgesamt war. Ihre besten Country-Hits stammen aus den 1980er Jahren und solche wie „Fishin‘ In The Dark“ sind auf jeden Fall vertreten. Die andere Seite der Band voller Klangcollagen mit Spieluhren, eingebauten Interviews oder der Zusammenarbeit mit den irischen Chieftains kommt zwar etwas zu kurz, klingt aber dennoch an.
Man muss sich wirklich vergegenwärtigen, dass die NGDB vielleicht die einzige historisch wichtige Band ist, die einen Namens- und Stilwechsel und damit auch Fankreiswechsel gleich mehrfach verkraftete, ja sogar immer gestärkt aus diesen Phasen hervortrat. Ebenso hat sie als eine der wenigen Countrybands eine Fangemeinde im Rockpublikum und tritt gleichzeitig in der modernen Bluegrass-Szene mit Leuten wie Alison Krauss und Jerry Douglas auf. Die Band ist also weit vernetzt, übrigens auch in der Songwriter-Szene, wie das Booklet beschreibt. Das hat ihr wohl auch bei einigen Misserfolgen immer wieder geholfen. Superstar-Status hat sie nie erreicht, aber sie hat eine gewisse Unverwüstlichkeit und gibt immer wieder mal Gas, wenn man sie schon fast abgeschrieben hätte. Auch die Besetzung ist teils ungewöhnlich: Live spielen sie oft ohne Bass und der Drummer bläst beim Trommeln Mundharmonika. „Jambalaya" , so heißt diese Kompilation und das ist auch ein amerikanisches Eintopfgericht mit vielen Zutaten. Insofern passt dieser Titel für die Werkschau dieser einmaligen Band.



Hans-Jürgen Lenhart

Trackliste

1. Jambalaya (on the Bayou)
2. Battle Of New Orleans
3. One Good Love
4. Partners, Brothers and Friends (Live)
5. Ripplin’ Waters
6. Buy For Me The Rain
7. Tennessee Stud (with Doc Watson)
8. Some Of Shelly’s Blues
9. When It’s Gone
10. An American Dream (with Linda Ronstadt)
11. Fishin' in the Dark (Live)
12. Shot Full Of Love
13. Badlands
14. Bless The Broken Road
15. I'm Thinking Tonight of My Blue Eyes (with Maybelle Carter)
16. Catfish John
17. Cosmic Cowboy PART 1
18. (All I have To Do Is) Dream
19. I Saw The Light (with Roy Acuff)
20. Workin' Man (Nowhere To Go) (Live)
21. Face on the Cutting Room Floor (Live)

1. Will The Circle Be Unbroken (all star cast)
2. Mr Bojangles
3. One Step Over The Line (with Rosanna Cash & John Hiatt)
4. House At Pooh Corner
5. From Small Things (Big Things One Day Come)
6. Randy Lynn Rag
7. Life’s Railway to Heaven (Circle II)
8. Make A Little Magic (with Nicolette Larson)
9. And So It Goes (with John Denver)
10. Fire In the Sky
11. Baby's Got a Hold on Me (Live)
12. Stand a Little Rain (Live)
13. Sixteen Tracks
14. The Cure
15. Dance Little Jean
16. Grand Ole Opry Song (with Jimmy Martin)
17. Long Hard Road (Sharecropper's Dream) (Live)
18. Cadillac Ranch (Live)
19. Togary Mountain (Will the Circle be Unbroken I)
20. The Valley Road (Circle II)
21. Riding Alone (Circle II)

Besetzung

Jeff Hanna – Guitars, vocals
Jimmie Fadden – Drums, harmonica, vocals
Bob Carpenter – Keyboards, accordion, bass, vocals
John McEuen – Banjo, fiddle, guitar, mandolin
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
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