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Captain Gips

20.000 Meilen unter dem Yeah

Info Musikrichtung: HipHop VÖ: 22.11.2013 (Audiolith / Broken Silence) Gesamtspielzeit: 44:55 Internet: http://www.captaingips.com

HipHop verleitet wie kaum ein anderes Genre zum Dilettantismus. Lass den Computer einfach ein paar Beats produzieren und quatsch dann mehr oder weniger debil darüber, was sonst keiner hören will. In diese Kategorie gehört Captain Gips eindeutig nicht. Zwar lässt der recht monotone Opener den Hörer bei der Refrain-Frage „Wie lange halte ich das aus?“ recht schnell genervt zustimmend nicken, aber schon der CD-Titel spricht für ein kreatives Hirn.

Und das setzt sich im Folgenden immer wieder durch. Im Titelsong merkt der Captain mit weiser Selbstbeschränkung an „Ich bin nicht mutig, nur ein tragischer Clown. Mutig sind für Freiheit kämpfende iranische Frauen.“ Und das ist keine Eintagsfliege. „Gutes Gewissen“ wirft einen kritischen Blick auf allzu selbstgefällige Gutmenschen. „Dance in the Rain“ entwirft ein zwar etwas plattes Psychogramm des Nachkriegsdeutschen. Sehr authentisch wirkt das Liebeslied an ein neugeborenes Baby („Lil‘ Captain“). Und „Sandkastenbusiness“, der Song über den Kindergarten-Gangsta, ist eine nahezu geniale Satire. Chapeau!

Und auch musikalisch hat Gips mehr zu bieten, als es in dem in dieser Hinsicht doch recht genügsamen Genre die Regel ist. Der HipHop Flow von „20.000 Meilen unter dem Yeah“ ist ungewöhnlich lässig angesetzt. „Ohne Euch“ erfreut mit schöner echter Gitarre im Hintergrund. „Kaltland“ kommt mit fast oldfieldschem Glockenspiel. Und selbst purer Hiphop packt im Falle von „Hug Life“ richtig gut.

Wohl um die Bäume nicht in den Himmel wachsen zu lassen, geht dem Album am Ende die Luft aus, und auch die Texte werden klischeehafter. Aber zu dem Zeitpunkt hat Captain Gips schon genug Punkte gesammelt, die klar für ihn sprechen.

Norbert von Fransecky