Reviews
Black Masquerade (DVD)
Info
Musikrichtung:
Hard Rock
VÖ: 23.08.2013 (Eagle Vision ) Gesamtspielzeit: 103:00 Internet: http://www.eagle-rock.com |
Gut Ding will Weile haben. In der Sprichwortabteilung findet sich so manches Juwel, das für immer Gültigkeit haben wird. Das gleiche gilt für die vorliegende DVD. Es war an einem kalten Wintertag im Jahr 1994 oder 1995, als ich den Rockpalast-Mitschnitt des Konzerts auf VHS-Video von einem Kumpel aus der Berufsschule überreicht bekam. Ich kann mich noch erinnern, dass ich den Mitschnitt damals mit großen Augen und Maulsperre komplett am Stück angeschaut habe und total von den Socken war. Ich war damals hin und weg und hoffte, dass diese Besetzung noch ein weiteres Album machen und noch einmal touren würde. Ich hatte damals noch keinen Führerschein und für ein Konzert dieser Tour auch keinen Fahrer… Tja, das Leben ist manchmal grausam und ungerecht und wie wir alle wissen, ist Ritchie mittlerweile ins Minnesänger-Lager gewechselt.
Als kleine Entschädigung wird heuer diese DVD veröffentlicht. Bereits das Intro mit „Somewhere Over The Rainbow“ bereitet auf Großes vor, das dann auch in Form von „Spotlight Kid“ prompt folgt. Die Band läuft bereits hier zur Bestform auf und was Ritchie Blackmore abzieht, ist aller Ehren wert. Etwas seltsam ist ein komisches Hintergrundgeräusch, das sich wie ein Frauengesang anhört. Dieser dauert an bis die Solos vorbei sind und hört dann beim einsetzenden Gesang wieder auf. Vielleicht sind das ja irgendwelche satanischen Botschaften oder auch nur ein Rezept für alkoholfreien Kartoffelsalat? Wie auch immer. Die Bildqualität ist sehr gut und es macht von Beginn an Spaß, sich das Teil anzuschauen. Die Kameraführung ist ruhig und man kann sich gut auf die Musiker konzentrieren.
Doogie White singt super und es ist sehr erfrischend, mit welcher Begeisterung er sich durch das Konzert schlängelt. Man sieht einen Sänger, der noch seinen Stil sucht und teilweise arg von Bruce Dickinson beeinflusst ist. Ritchie Blackmore lässt von Beginn seine Strat nach allen Regeln der Kunst röhren. Er spielt gefühlvoll und aggressiv und hat einen phänomenalen Abend erwischt. Kultig ist auch Herrn Schwarzmeers Fransenjacke, mit der er heute wohl eher auch nicht mehr gesehen werden möchte. Das Essener Publikum hat sich von der Wahnsinnsleistung auf der Bühne sichtlich anstecken lassen und feiert die Band auch nach den neuen Songs nach allen Regeln der Kunst ab. Beim Song „Black Night“ sind auch ein paar witzige Szenen dabei. Doogie will nach bester „Strange Kind Of Woman“-Manier ein Mitsingspiel wie zu seligen Gillan-Zeiten anstimmen, doch Ritchie hat zumindest zu Beginn halt einfach keine Lust. Dann kommt die „Mein Vater war ein Wandersmann“-Gesangseinlage (umgetextet in „It’s Nice To Be In Düsseldorf“) und Ritchie gibt auf einmal Vollgas. Die restliche Band ist perfekt aufeinander eingespielt. Chuck Burgi trommelt sich die Seele aus dem Leib und mit Greg Smith hat er einen ausgezeichneten Bassisten dabei, der problemlos Glenn Hughes Backing-Vocals übernehmen kann. Paul Morris kleistert die Löcher mit einem Synthie- bzw. Hammond-Sound zu, der nur manchmal ein bisschen zu laut ist.
Über die Songauswahl kann man natürlich streiten. Sieben Songs vom aktuellen Album und kein Song von Rising - braucht’s das? Auf der anderen Seite stehen diverse Klassiker zu Buche, die ich sicher auch nicht erwartet hätte wie z. B. „Burn“ oder „Temple Of The King“. Wobei sämtliche neuen Songs sehr gut rüberkommen. Der wuchtige Stampfer „Ariel“ wird von Candice Night im Background verstärkt, die wie eine Sirene für ein paar Sekunden im Bühnenhintergrund vor sich hinschunkelt. Dass damit der Anfang vom Ende eingeläutet wurde, konnte einem ja nun wirklich nicht klar sein. Es wird meiner Ansicht nach oft verkannt, was Doogie White gesanglich alles kann. Er röhrt sich amtlich durchs Set und deckt den Gesang von Größen wie Ronnie James Dio, Graham Bonnet, Ian Gillan und Joe Lynn Turner ab, die allesamt absolute Könner ihres Fachs sind. Respekt!
Das Teil rast förmlich an einem vorbei und hat somit denselben Effekt wie in dem kalten Winter in den 90ern. Damals wie heute war ich fasziniert von dem Konzert. Es ist ganz klar eine Sternstunde eines der besten Rock-Gitarristen aller Zeiten. Bonusmaterial gibt es nicht, ist aber nach all den Jahren nur allzu verständlich. Wer auf Rainbow steht, muss sich das Teil zulegen. Wem das Album Stranger In Us All gefällt, sowieso. Und für alle anderen gilt: auch kaufen. Denn so etwas kurzweiliges, bombastisches und brachiales bekommt man im Hardrock-Sektor nicht alle Tage geboten!
Stefan Graßl
Trackliste
1 | Introduction |
2 | Spotlight Kid |
3 | Too Late For Tears |
4 | Long Live Rock N Roll / Black Night |
5 | Hunting Humans |
6 | Wolf to The Moon / Difficult To Cure |
7 | Keyboard Solo |
8 | Still I’m Sad |
9 | Man On The Silver Mountain |
10 | Temple Of The King |
11 | Black Masquerade |
12 | Ariel |
13 | Since You’ve Been Gone |
14 | Perfect Strangers |
15 | Greensleeves |
16 | Hall Of The Mountain King |
17 | Burn |
18 | Smoke On The Water |
Besetzung
Doogie White (Gesang)
Candice Night (Gesang
Paul Morris (Kyboards)
Greg Smith (Bss)
Chuck Burgi (Schlagzeug)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |