Reviews
Rot, so rot
Info
Musikrichtung:
Neue Deutsche Härte
VÖ: 19.07.2013 (Hemesath) Gesamtspielzeit: 24:30 Internet: http://www.hemesath-band.com |
Tiefe Dekolletees, großkalibrige Handfeuerwaffen, in knappes schwarzes Leder gehüllte Engel. Hemesath mixen das Gute mit dem Verruchten, Sex mit Gewalt und Blut. So weit so Klischee beladen. Und machen sie’s gut?
Solange man bei der Musik bleibt, ist Rot, so rot eine echte Trumpfkarte. Die Trademarks der Neuen Deutschen Härte werden so gekonnt bedient, dass man über die Last der späten Geburt und die Tatsache, dass das alles schon mal da war, gnädig hinweg sieht.
Hemesath packen ihre Hörer mit mitreißenden Riffs, bleiben dabei in alter Regel schön metallisch hart. Die Stimme kommt mit guter Aggressivität rüber, überschreit sich nie. Ganz großes Kino – auch der Wechsel zwischen dem aggressiven Shouten und melodischeren Gesängen. Damit kommen Hemesath punktuell an die Klasse von Rammstein und Subway to Sally ran. Und wenn dann am Ende bei „Keine Angst“ plötzlich noch jazzige Elemente bei der Gitarrenarbeit eingebaut werden ohne die Härte zu verringern,… Toll!
Aber da gibt es ja noch die Texte. Und hier kommen die Klischees, die sich optisch bereits im Booklet fanden, so stümperhaft zu Wort, dass es einem die Fußnägel aufrollt. Sinn im eigentlichen Sinn des Wortes ergeben die Texte nun wirklich nicht. Gelegentlich hört sich das Ganze an, als wolle man mit einer verschwurbelten, veraltet klingenden Grammatik eine Art Pseudo-Mittelalter Atmosphäre erzeugen. Wäre das doch nur eine Parodie in der Art von J.B.O.,... Aber nein, die meinen das ernst!
Wären das nun ein paar Jungmusiker (wahrscheinlich Gymnasiasten), die mitten dabei sind ihre Pubertät austoben, könnte man immerhin noch einen temporären Unzurechnungsfähigkeits-Bonus geben. Aber die Herren auf dem Bandfoto sehen so aus, als hätten sie die CDs, an denen sie sich orientieren, aus der Sammlung ihrer Söhne ausgeborgt, die sich die Alben vor gut 10 Jahren zugelegt haben.
Ich schwanke nun zwischen 17 und 7 Punkten. Angesichts der Tatsache, dass man (mit Mühe!) an den Texten vorbeihören kann und der fetten Produktion von Victor Smolski verzichte ich auf das arithmetische Mittel, punkte etwas großzügiger und schließe mit der flehentlichen Bitte: Leute, zerstört das, was ihr mit den Instrumenten aufbaut, beim nächsten Mal nicht sofort wieder mit dem, was aus dem Mund herauskommt. Zur Not macht ein Instrumentalalbum!
Trackliste
1 | Schwarzer Engel | 4:13 |
2 | Spinne | 5:17 |
3 | Feuer frei | 4:01 |
4 | Rot so rot | 5:17 |
5 | Keine Angst | 5:41 |
Besetzung
Andrè (Git)
Mick (Git, Voc)
Wolle (Git)
Peter (B)
Chopper (Dr)
Victor Smolski (Produktion)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |