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Mozart, W.A. (Tintner)

Les Petit Riens u.a.

Info Musikrichtung: Wiener Klassik VÖ: 24.05.2004 Naxos / Naxos (CD DDD (AD: 1990) / Best. Nr. 8.557243) Gesamtspielzeit: 74:08 Internet: Naxos

Wirklich weltweite Achtung und Beachtung erlangte der Dirigent Georg Tintner erst recht spät. Aufmerksamkeit erregte insbesondere seine in den letzten Jahren vor seinem Tode 1999 entstandene Einspielung der Bruckner-Sinfonien für das Label Naxos. Letzteres ist Tintner auch nach dessen Tod treu geblieben und ist in seiner Tintner Memorial Edition nunmehr bei Volume 11 angelangt.
Hier gilt es nun, Tintner als Mozart-Interpreten zu entdecken.
Die Ballettmusik "Les Petits Riens" komponierte Mozart während seines Aufenthalts in Paris 1778. Es bot die Grundlage für die Ballett-Intermezzi zu einer Oper Piccinis. Mozarts Name erschien nicht einmal auf dem Programmzettel, die Bezahlung für die Komposition blieb aus und der erhoffte eigene Opernauftrag kam nicht zustande. Die Mühen und Enttäuschungen jener Zeit merkt man dem Werk indes nicht an. Es ist von heiterer Gelassenheit und freundlichem Charme, wenn auch bisweilen für Mozarts Verhältnisse ungewöhnlich harmlos. Unter Tintners Leitung spielt die Symphony Nova Scotia mit fröhlichem Grundton und samtigem Sound. Der etwas breite Strich der Streicher mag unserem aktuellen Zeitgeschmack nicht mehr unbedingt entsprechen, führt er das ganze doch auffallend nah an das romantisch-symphonische Klangideal heran. Tintner aber schwelgt erfreulicherweise nicht in diesem Klang, sondern arbeitet mit und durch ihn noch kleinste Details konturscharf heraus. Zugleich erzielt er eine klangliche Farbpalette von beträchtlicher Breite.

Bei Mozarts Tänzen geht sein Konzept allerdings nicht auf. Diese kleinen Stücke, die Mozart mit nie versiegendem Ideenreichtum dutzendweise für die Bälle im Wiener Redoutensaal schuf, passen an sich ausgezeichnet als Ergänzung zu der Ballettmusik. Der Wechsel zwischen Eleganz und volkstümlichem Ton wird in Tintners Interpretation auch stets aufmerksam gestaltet. Den Tänzen mit burlesker Fröhlichkeit zu Leibe zu rücken, ist seine Sache allerdings nicht gewesen. Sie werden hier stattdessen arg symphonisch interpretiert, zuviel Bedeutungsschwere und tumbe Lärmigkeit wird der Tanz- und Unterhaltungsmusik aufgeladen, die Pfiffigkeit und der Witz bleiben auf der Strecke.

So hinterläßt die klanglich tadellose CD mit ihren satten 74 Minuten Spielzeit einen ambivalenten Eindruck und demonstriert, dass Tintners Stärken wohl eher auf anderem muskalischen Gebiet lagen.

Sven Kerkhoff