Reviews
Reggae golden Jubilee
Info
Musikrichtung:
Reggae
VÖ: 09.11.2012 (VP / Groove Attack) Gesamtspielzeit: 318:33 |
Reggae golden Jubilee gehört zu den Editionen, bei denen man sich fragt, gehört die nun ins CD- oder ins Bücherregal. Vom Äußeren haben wir ein richtig gut gebundenes Hardcover-Buch. Innen drin befinden sich vier CDs, deren Trays wesentlich solider in die beiden Buchdeckel eingeklebt sind, als man das bei ähnlichen Ausgaben schon erlebt hat. Kaum zu erwarten, dass die nach ein paar Mal benutzen raus fallen.
Und das 60-seitige Buch hat ebenfalls eine so solide Klebebindung, dass man es ohne Angst vor Beschädigung lesen kann, obwohl der Text bis sehr weit an die inneren Seitenränder geht und man das Buch wirklich mit etwas Druck voll aufklappen muss.
Gefeiert wird mit dem Buch der 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Jamaikas; aufgedröselt werden die Wurzeln der Reggaemusik. Eine sinnige Kombination, denn letztlich lässt sich die Geschichte des Inselstaates und seines wichtigsten Exportartikels kaum voneinander trennen. So ist es auch mehr als eine großzügige Geste, dass Edward Seaga, erster Entwicklungsminister Jamaikas, Ende der 70er Jahre Finanzminister und Premierminister in den 80er Jahren, den Booklet-Text beigesteuert hat. Vor seiner politischen Karriere war er als Chef des Plattenlabels West Indies Records Limited einer der Geburtshelfer des Ska, aus dem sich dann der Reggae entwickelt hat. Gleich der zweite Titel auf der ersten CD wurde von ihm produziert.
Gefeiert wird in Reggae golden Jubilee vor allem die Musik. Nach einigen einleitenden Worten beginnt auf Seite 14 eine akribische Beschreibung jedes einzelnen der 100 Musiktitel, die die vier CDs bis an die Oberkante füllen. Ästhetisch wunderbar gemacht, wird der ausführliche Text mit vielen historischen schwarz-weiß Fotos illustriert.
Wie bei Reggae-Historien üblich beginnt die Musik bevor der Reggae überhaupt geboren wurde. Am Anfang hört man viel Rhythm’n’Blues und Beat. „Many Oh“ könnte auch vom La Bamba-Soundtrack stammen. Den ersten jamaikanischen Riesenhit in den USA, „My Boy Lollipop” würde man erst enmal nicht mit Reggae in Verbindung bringen. Aber Ska-Pionier Prince Buster skankt auch in den frühen Jahren schon sehr deutlich.
Interessant hier vielleicht die Original der späteren Blondie- und Shaggy-Hits „The Tide is high“ und „Oh Carolina“, der Riesenhit „Israelites“ oder eine frühe Version von Bob Marleys „Trench Town Rock“, der ihn noch in einem Zustand zeigt, bevor er später mit einer Rock-Produktion in wahrsten Sinne des Wortes auf Weltniveau gebracht wurde.
Auf CD 2 sind wir dann in einer ersten Glanzzeit des Reggae. Jimmy Cliff, Peter Tosh (mit viel Orgel), Gregory Isaacs, Dennis Brown, Black Uhuru, Toots and the Maytals - hier sind die großen Namen dicht an dicht gesetzt. Und natürlich fehlt auch der größte aller Namen, Bob Marley, nicht.
Hinzuweisen ist auf Burnings Spears Klassiker über den Rastafari-Pionier „Marcus Garvey“, die hier noch fantastische Verschmelzung von Reggae und Pop-Schmalz durch Ken Boothe - später wird daraus eine eklige Ausverkaufsmasche – und einen der größten Reggae-Hits in den internationalen Charts: „Uptown top ranking“ von Althea and Donna.
CD 3 zeigt den Aufbruch des Reggae zu anderen Ufern. Die Teenager-Boy Group Musical Youth war Anfang der 80er ein One Hit Wonder, das allerdings vor allem Pop-Attitüde versprühte. Was hier noch fröhlich klingt wird auf der zweiten Hälfte der CD zwiespältig. Der Reggae wandert in die Disco, entdeckt den Synthesizer und entwickelt einen zweifelhaften Plastiksound.
Aber es gibt auch andere Entwickliungen zu beobachten. Dennis Brown steht für den Crooner, der schmelzenden Gesang mit Mark Knopfler Gitarre und Showband Bläsern serviert, und Mutabaruka lassen ihr „Every Time a Ear de Soun'“ kräftig im Dub-Sound hallen.
Die vierte CD setzt mit den 90ern ein und umfasst die 20 Jahre bis zum Ende des ersten Jahrzehnts des dritten Jahrtausends. HipHop und Ska bleibt weiterhin ein Begleiter des Reggae. Die Grenzbereichen zwischen beiden Stilen werden gründlich ausgelotet. Aber man hat immer stärker das Gefühl, dass der Reagge stärker zurück will an seine Wurzeln im tief emotionalen Rhythm’n’Blues und Soul. Dafür spricht die sanfte Soul Stimme von Dawn Penn, das swingende „Lord give me Strength“ mit seinem folk-poppigen Drumherum, oder auch das kraftvoll walzende „Sycamore Tree“.
Als aus der Chronologie fallend gibt es zum Schluss einen der wichtigsten Reggae-Klassiker überhaupt: Jimmy Cliffs „The harder they come“.
Trackliste
1 Theophilius Beckford - Easy Snapping (Original Version) (2:32)
2 Byron Lee & the Dragonaires - Dumplins (2:43)
3 Higgs & Wilson - Manny Oh (2:27)
4 The Folkes Brothers - Oh Carolina (2:38)
5 Prince Buster - They got to go (2:27)
6 Lord Creator - Independent Jamaica (2:51)
7 Prince Buster - Black Head Chinaman (2:50)
8 Derrick Morgan - Blazing Fire (2:47)
9 Prince Buster - Wash wash (3:22
10 Eric "Monty" Morris - Sammy Dead (2:08)
11 Millie Small - My Boy Lollipop (2:02)
12 Justin Hinds & the Dominoes - Carry go bring home (2:50)
13 Don Drummond and the Skatalites - Occupation (2:36)
14 The Techniques - Little did you know (2:15)
15 Delroy Wilson - Dancing Mood (2:22)
16 Stranger Cole - Rough and tough (2:56)
17 Hopeton Lewis - Take it easy (2:41)
18 Chuck & Joe White - Every Night (2:45)
19 Alton Ellis - Rock steady (2:43)
20 Derrick Morgan & the Aces - Tougher than tough (Rudie in Court) (2:17)
21 The Beltones - No more Heartaches (2:29)
22 The Paragons - The Tide is high (2:38)
23 Bob Marley & the Wailers - Trench Town Rock (2:51)
24 Desmond Dekker & the Aces - Israelites (2:44)
25 The Maytals - Sweet and dandy (2:59)
26 The Ethopians - Everything crash (2:29)
27 The Abyssinians - Satta Massa Gana (3:16)
28 King Stitt - Fire Corner (2:37)
29 Impact - All Stars Java Dub (2:37)
30 The Heptones - Hypocrite (2:45)
CD 2
1 U-Roy & the Paragons - Wear you to the Ball (2:29)
2 Eric Donaldson -Cherry oh Baby (2:57)
3 Toots and the Maytals - 54 - 56 was my Number (Stick it up Mister) (3:10)
4 Peter Tosh - Them a Fi get a Beatin' (1:53)
5 Jimmy Cliff - Many Rivers to cross (2:43)
6 Bob Andy - The Sun shines for me (2:06)
7 Burning Spear - Marcus Garvey (3:25)
8 Junior Byles - Fade away (3:08)
9 Ken Boothe - Lady with the Star Light (2:35)
10 Mighty Diamond - Right Time (3:15)
11 Junior Murvin - Police and Thieves (3:38)
12 Pluto Shervington - Ram Goat Liver (2:58)
13 Ernie Smith - We de People / The Power and the Glory (3:53)
14 Culture - Two Sevens Clash (3:26)
15 Bob Marley & the Wailers - It's alright (2:33)
16 Jacob Miller - Forward ever (3:06)
17 Gregory Isaacs - My Number One (3:32)
18 Dennis Brown - Money in my Pocket (3:14)
19 Bob Marley & the Wailers - Kaya (2:27)
20 Michigan and Smiley - Rub-a-Dub Style (3:09)
21 Althea and Donna - Uptown top ranking (3:24)
22 Eric Donaldson - Land of my Birth (3:03)
23 Janet Kay - Silly Games (3:42)
24 June "J.C." Lodge - Someone loves you Honey (3:37)
25 Black Uhuru - Guess who's coming to Dinner (3:15)
26 General Echo - Arlene (2:57)
CD 3
1 Yellowman - Over me (3:20)
2 Sister Nancy - One Two (3:25)
3 Musical Youth - Pass the Dutchie (3:21)
4 Yellowman - I'm getting married in the Morning (3:13)
5 Third World - Try Jah Love (5:19)
6 Freddie McGregor - Push comes to shove (3:35)
7 Dennis Brown - Love has found it's Way (4:25)
8 Tyrone Taylor - Cottage in Negril (4:13)
9 Mutabaruka - Every Time a Ear de Soun' (2:55)
10 Marcia Griffith - Electric Boogie (3:59)
11 Wayne Smith - Under me sleng Teng (3:07)
12 Half Pint - Greetings (3:31)
13 Admiral Bailey - No Way no better than Yard (3:30)
14 Maxi Priest - Wild World (3:32)
15 Tinga Stewart & Ninjaman - Cover me (3:14)
16 Lovindeer - Wild Gilbert (3:33)
17 Lovindeer & Chalice - Pocomania Day (3:24)
18 Sugar Minott - Good Thing going (3:38)
19 Junior Reid - One Blood (3:50)
20 Shabba Ranks & Krystal - Twice my Age (3:45)
21 Garnett Silk - Hello Africa (3:13)
22 Chaka Demus & Pliers - Murder she wrote (3:57)
CD 4
1 Beres Hammond - Putting up Resistance (3:30)
2 Dawn Penn - You don't love me (No no no) (3:29)
3 Buju Banton - Murderer (3:32)
4 Capleton - Tour (3:54)
5 Luciano - Lord give me Strength (3:58)
6 Buju Banton - Untold Stories (4:32)
7 Bounty Killer - Fed up (3:26)
8 Lady Saw - Sycamore Tree (3:21)
9 Sizzla - Black Woman and Child (3:40)
10 Beenie Man - Who am I (Sim Simma) (3:16)
11 Morgan Heritage - Down by the River (3:25)
12 Warrior King - Virtuous Woman (3:18)
13 Sean Paul - Gimme the Light (3:41)
14 Elephant Man - Pon de River pon de Bank (3:53)
15 Damian "Jr. Gong" Marley - Welcome to Jamrock (3:33)
16 Tarrus Riley - She's royal (3:29)
17 Jah Cure - True Reflections (3:35)
18 Etana - Roots (4:08)
19 Shaggy -Boombastic (4:06)
20 Queen Ifrica - Lioness on the Rise (3:21)
21 Mavado - I'm on the Rock (3:09)
22 Jimmy Cliff - The harder they come (3:36)
So bewerten wir:
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06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
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