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Marillion

The Singles Vol. 2 '89 - 95'

Info Musikrichtung: Neo-Prog / Art-Rock VÖ: 19.04.2013 (2002) (EMI) Gesamtspielzeit: 253:41 Internet: http://www.marillion.com

Vor elf Jahren ist diese Box bereits einmal mit gleichem Inhalt erschienen – ob in gleicher, oder etwas opulenterer Ausstattung, weiß ich nicht.

The Singles Vol. 2 '89 - 95' enthält die 12-Singles der Hogarth-Ära zu den vier Alben Seasons End, Holidays in Eden, Brave und Afraid of Sunlight, die zwischen 1989 und 1995 bei EMI erschienen sind. Insgesamt kommen die vier CDs damit auf 57 Titel, einige doppelt oder mehrfach in unterschiedlichen Versionen. Insbesondere bei Live-Aufnahmen wird gelegentlich auf Stücke aus der Fish-Ära zurückgegriffen, die nun von Steve Hogarth interpretiert werden.

Die Ausstattung ist, abgesehen von der Vollständigkeit der Single-Titel, denkbar mager. Das achtseitige Booklet bildet auf den beiden Mittelseiten die 12 Cover-Pics der Singles ab. Vier weitere Seiten enthalten lediglich die Copyright-Angaben zu den 57 Titeln und ein kleines Bandfoto. Es bleibt die mit dem CD-Titel identische Titelseite und eine Rückseite mit einem weiteren Foto und einigen wenigen Credits.
Die Inlays zur CDs bieten unter den beiden Trays ein Live- und ein Promo-Foto. Ansonsten werden Angaben aus dem Booklet wiederholt. Das war’s.
Es ist dem Booklet nicht einmal zu entnehmen, wo die Titel der einen Single enden und die Nächste beginnt; von Liner Notes und ähnlichem ganz zu schweigen.
Mehr als schwach!

Die Musik ist natürlich Geschmackssache. Dass ich meine Schwierigkeiten damit habe, dass über den CDs der Post-Fish-Zeit noch das Label Marillion steht, habe ich in meiner Mai Kolumne ja bereits erwähnt. Lassen wir das also erst mal beiseite.

Bei den Aufnahmen aus der Zeit des Albums Seasons End setzen Marillion den auf Clutching at Straws bereits weit vorangeschrittenen Weg in den Neo-Prog konsequent fort. Dabei bringen sie einige feine Sachen zu Stande. „Hooks in you“ verbindet den Neo-Prog mit krachendem Hard Rock. „Easter“ ist eine echte Gänsehaut-Ballade. Das softe „Uninvited Guest“ fesselt mit seinem Rhythmus und dem im Ohr bleibenden Refrain. Und auch die kraftvolle Ballade „After me“ weiß zu gefallen, auch wenn hier Sänger Steve Hogarth an seine Grenzen gerät. Man fragt sich, ob die Nummer eventuell noch auf Fish zugeschnitten war. Wie deutlich der neue Sänger ihm gegenüber abfällt, machen vor allem die beiden Live-Versionen vom Clutching at Straws Album deutlich, wo sich der Vergleich natürlich sofort aufdrängt. Bei „That Time oft he Night“ gelingt es Hogarth noch die Form zu wahren; bei „Warm wet Circles“ nicht einmal das. Seine karge Stimme nimmt dem Stück Großteile seiner Lebendigkeit.

Mit dem Album Holidays in Eden setzt sich auf der einen Seite der Weg in den Mainstream weiter fort. Der leicht vor sich hin schunkelnde Neo-Prog von „Cover my Eyes“ geht stark in Richtung tanzbarer Pop-Musik. Auf der anderen Seite bereitet sich der nächste Entwicklungsschritt hin zum Art-Rock vor. Die bunte Farbpalette der Emotionen, die für Marillion bislang typisch war – filigran und detailverliebt in den Fish-Jahren; etwas plakativer danach, verblasst erkennbar.
Ganz interessant ist die raue, bissige Prog-Ballade „Sympathy“ und die Live-Version des Album Openers „Splintering Heart“. Ansonsten dominiert die Bemerkung „Naja“ meine Notizen. Das Cover des Who-Klassikers „Substitute“ taugt gerade mal als Karikatur. Wo man aufhorcht, sind es durchweg Grüße aus vergangenen Zeiten.

Der Brave-Teil beginnt mit der schönen ruhigen Nummer „The great Escape“, die vor allem mit ihrer ausdruckstarken Gitarrenarbeit begeistert. Das leicht jazzige „Made up“ mit seinen swingenden Instrumentalverzierungen lässt kurz die Hoffnung aufkommen, dass Marillion sich neu erfinden. Das tun sie zwar tatsächlich, aber in eine gänzlich andere Richtung in der das Wort „ruhig“ immer häufiger die Bedeutung von gepflegter Langeweile annimmt.
Das verstärkt sich auf der vierten CD , die dann ab der etwas angestrengten Ballade „Beautiful“ das Afraid of Sunlight-Material enthält. Da freut man sich schon, wenn „Afraid of Sunrise“ eine nette Flötenbegleitung ins Grau hineinfließen lässt.
Ganz zum Schluss gibt es noch mal eine halbe Überraschung, wenn „Hard as Love“ erstaunlich rau und wild aus den Boxen kommt und erst nach der Hälfte der Spielzeit wieder in sich zusammen fällt.

Norbert von Fransecky