Reviews
Yatha Bhuta Jazz Combo
Info
Musikrichtung:
Jazz
VÖ: 8.4.2013 (All Jazz/ Groove Attack) Gesamtspielzeit: 35:00 Internet: http://www.allcityrecordlabel.com/yathabhutajazzcombo/ |
Manchmal geschehen auf dem Jazzmarkt noch kleine Wunder. Während es in der Rockmusik noch eine komplex entwickelte, wenn auch recht alternativ agierende Szene der psychedelischen Hippie-Musik gibt, hört man spirituellen Jazz aus der Spätphase des Free Jazz mit der Beschwörung pazifistischer und ethnischer Elemente heute eher selten. Die Musik der Yatha Bhuta Jazz Combo auf ihrer gleichnamigen LP ist ein solcher Fall. Sie wirkt kosmisch, komplex und afrikanisch. Man fühlt sich in die Zeit von Pharoah Sanders Meisterwerk Karma versetzt, auf dem sich The Creator Has A Masterplan befindet, ein Stück, in dem sich hymnische wie afrikanisch wirkende Teile verbanden. Damals trug man als Jazzer Kaftane und ließ sich Ziegenbärtchen wachsen und sah den Hippies nicht unähnlich. Auch hier werden beschwörende Sätze wie Universe is Love gemurmelt, so dass man fast die Räucherstäbchen zu riechen glaubt. Aber auch Alben wie Herbie Hancocks Crossing, auf dem er mit Dr. Patrick Gleeson 1972 erste Verbindung von Jazz und Elektronik ausprobierte, klingen hier an. Damit wird eine Musik zitiert, die heute noch an Dichte ihresgleichen sucht.
Die Yatha Bhuta Jazz Combo ist eigentlich ein Duo, bestehend aus dem Pariser Produzenten Onra und Buddy Sativa, die sich aber hier Bernard und Dao nennen. Im Playbackverfahren improvisierten sie spontan und ohne Überarbeitungen mit einem inspirierendem Instrumentarium: Flöten, Kalimba, Vibrafon, Harfe, Glöckchen, ein Arp Synthesizer und vor allem ein E-Piano mit Wah Wah-Pedal sorgen für eine Atmosphäre, die man in einer Neuaufnahme nicht mehr zu erhoffen wagte. Ein Gemälde von Abdul Mati Klarwein, der schon für Miles Davis Bitches Brew das Artwork machte, ziert das Cover. Das passt natürlich. Diese Musik heute konsumiert, lässt auch Vergleiche in ihrer Relaxness zu Lounge Jazz zu, ist diesem aber haushoch überlegen. Es raschelt und glitzert unentwegt in dieser Musik. Da braucht man eigentlich nur noch zu sagen: „Don’t bogarth that joint, my friend!“
Hans-Jürgen Lenhart
Trackliste
1 | Universe is Love (1.58) |
2 | UFO Paradise (2.48) |
3 | Dark Karma (3.51) |
4 | 360 (1.55) |
5 | The Muse Inside (3.00) |
6 | Endangered Species (2.18) |
7 | Honey, Hash, Rose (2.15) |
8 | The Garden of Heavenly Delights (1.59) |
9 | The Time Is Now (3.09) |
10 | Cos(X) (2.24) |
11 | Untitled (Afrojazz) (1.51) |
12 | Wandering, Wondering (4.58) |
Besetzung
Dao: Drums, Electric Piano, Talking Drum, Vocals, Percussions, Arp Synthesizer, Flute, Piano, Thai Flute
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |