Reviews
Live In Detroit (DVD)
Info
Musikrichtung:
Classic Rock
VÖ: 22.03.2013 (Eagle vision ) Gesamtspielzeit: 135:00 Internet: http://www.frampton.com |
Als ich Peter Frampton bei der Thank You Mr. Churchill-Tour 2011 in Roth gesehen hatte, war ich total begeistert. Das Konzert war der pure Wahnsinn - das hätte ich mir nie träumen lassen. Von daher war ich auf die 1999 im Detroiter Pine Knob Amphitheater aufgenommene DVD sehr gespannt.
Die vorliegende DVD wurde bereits im Jahr 2000 veröffentlicht und jetzt wieder neu aufgelegt. Das Konzert beginnt wie das legendäre Live-Album Frampton Comes Alive mit dem Klassiker „Something’s Happening“. Was gleich von Beginn an auffällt: Der Sound ist wirklich atemberaubend! Ich habe selten eine DVD gesehen, bei dem man alle Instrumente so sauber und klar heraushört, wie auf der vorliegenden. Auch die Kameraführung der DVD ist unaufgeregt relaxt und es macht Spaß, die DVD anzuschauen. Die Band auf der DVD war damals eine komplett andere als auf der Tour 2011. Bob Mayo (Keyboards, Gitarre & Gesang) und John Regan (Bass) waren zum damaligen Zeitpunkt 20 bzw. 25 Jahre mit ihm auf Tour. Die Band ist aufgrund dessen perfekt aufeinander eingespielt und man merkt, dass die Jungs sich gut leiden können - und Spaß an ihrem Auftritt haben.
Das Amphitheater ist riesig und es sieht so aus, als wenn es komplett voll wäre. Was auffällt: Das Ganze ist natürlich bestuhlt, wie immer in Amerika. Das tut der guten Laune im Publikum keinen Abbruch, es steht eh alles beim ersten Song auf. Peter Frampton strömt rein von der Optik her nicht die Aura eines Rock-Gitarristen, sondern eher die eines Biologielehrers aus, der kurz nach Feierabend mit seiner Studentenband ein paar Nummern zum Abreagieren zockt. Die Brille tut sein Übriges und so dauert es ein bisschen, bis ich mich daran gewöhnt habe. Peter Frampton ist an dem Abend zu Beginn hoch motiviert und bearbeitet seine Gitarren mit totaler Leidenschaft. Er schafft es auch spielend, mit der Akustikgitarre eine wahre Gänsehautatmosphäre zu erzeugen, wie z. B. auf „By Your Side“ oder „Penny For Your Thoughts“. Er kündigt den neuen Song „If You Say Goodbye“ an und merkt, dass das Publikum lieber die alten Klassiker hören will. In dem Moment merkt man, dass es ihn nervt. Kurz zuvor war bei dem Überhit „Show Me The Way“ die komplette Arena Kopf gestanden. Das Akustikset wird mit „(I’ll Give You) Money“ rüde abgewürgt. Jetzt läuft die Rock’n’Roll-Maschinerie auf Hochdruck und das Publikum ist auch wieder voll da. „Baby I Love Your Way“ gerät zum Selbstläufer und hier merkt man, dass Mr. Frampton durchaus stolz auf den Song ist. Sein Paradestück „Do You Feel Like We Do“ präsentiert er vergleichsweise leidenschaftslos. Ich habe den Eindruck, dass er an dem Abend einfach keine Lust auf sein Markenzeichen - seine Talk Box - hat. Außerdem ist mir der Song auch in dieser Version etwas zu langatmig. Das Publikum geht komplett steil und so ist es ein leichtes, mit dem flotten „You Had to Be There“ und dem Humple Pie-Song „I Don’t Need No Doctor“ alles klar zu machen. Die Band bekommt sehr viel Applaus und geht kurzerhand von der Bühne.
Vom Gesamteindruck her hat mir Peter Frampton 2011 live bei den Rother Bluestagen um Längen besser gefallen als auf der vorliegenden DVD. Er hat sich mittlerweile optisch verändert. Die Brille ist futsch und er sieht heute viel mehr nach Rockstar aus als auf der DVD, wo er doch sehr an den Dauerläufer Dieter Baumann erinnert. Insgesamt ein sehr gutes Konzert des Gitarrenvirtuosen, das sich auf jeden Fall lohnt anzuschauen. Allerdings macht mir die Optik von Mr. Frampton ein wenig zu schaffen. Da hatte er keinen guten Imageberater. Im direkten Vergleich zum Auftritt in Roth muss ich sagen: Dort war er um Welten besser gelaunt, wesentlich relaxter, hat viel mit dem Publikum kommuniziert - und hat sich außerdem noch um einige Zacken härter und rauer präsentiert. Die Bonussequenzen sind jedoch absolut lohnenswert. Bei dem Song „Boot It Up“ sieht man Peter Frampton und seine jetzige Band wie sie den Song spielen und einige Backstage-Sequenzen. Die Band ist um einiges cooler und Bassist Stanley Sheldon einfach nur kultig. Was man erst bei genauerer Betrachtung bemerkt: Die Band spielt den Song teilweise in Flip Flops! Auch sieht hier Peter Frampton optisch einfach cooler aus - basta. Das Interview ist der Oberhammer. Ich wusste nicht, dass Peter Frampton mit 15 Jahren als Gitarrist von Bill Wyman, dem Bassist der Rolling Stones, unterwegs war und mit Bob Dylan und George Harrison Platten aufgenommen hat. Auch die Story mit Steve Marriot ist absolut ehrlich und authentisch. Die Entdeckung seiner legendären Voice-Box wird erzählt - auch hier: Kult pur. Der Typ ist absolut geerdet und normal. Er vermisst es z. B., dass er nicht mehr in Gitarren- oder Plattenläden gehen kann, weil er überall erkannt wird.
Fazit: Für Frampton-Fans ist diese DVD ein Muss, so viel steht fest. Vor allem das Interview finde ich total gelungen.
Stefan Graßl
Trackliste
1 | Something’s Happening |
2 | Lying |
3 | Lines On My Face |
4 | Show Me The Way |
5 | All I Wanne Be (Is By Your Side) |
6 | If You Say Goodbye |
7 | Oh For Another Day |
8 | Penny For Your Thoughts |
9 | (I’ll Give You) Money |
10 | Nassau |
11 | Baby, I Love Your Way |
12 | Can’t Take That Away |
13 | Do You Feel Like We Do |
14 | Off The Hook |
15 | You Had To Be There |
16 | I Don’t Need No Doctor |
17 | Gemini |
Besetzung
Bob Mayo (Keyboards, Gitarre & Gesang)
John Regan (Bass)
Chad Cromwell (Schlagzeug)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |