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Cats TV

Norden EP

Info Musikrichtung: Deutschrock / Deutsch Alternative VÖ: 01.03.2013 (ES&L Entertaiment) Gesamtspielzeit: 15:26 Internet: http://www.catsTV.de

Cats TV, 1978 gegründete Rockband mit deutschen Texten und dem Erkennungsmerkmal, das sie bei Liveschows Pantomimen und Schauspieler auf der Bühne hatten, erlitten das Schicksal vieler Pionierbands, die mit verantwortlich für die Neue Deutsche Welle waren: ihre zumeist um Längen schlechteren Nachahmer wurden von der Industrie gepuscht und hatten (zumindest kurzfristigen) Erfolg, während die Katzen aus Cuxhaven immer mehr eine Untergrundband waren und blieben.
immerhin war es Ihnen vergönnt 3 Alben zu produzieren und mit "Killerautomat" einen mittleren Hit zu haben, der damals auf jeder Menge Samplern auftauchte und auch heute noch auf dem einen oder anderen NDW Sampler erscheint. Trotzdem löste die Band sich 1984 nach Veröffentlichung der 3. Scheibe auf.
Nachdem sie dann Anfang der Nullerjahre wiederentdeckt wurden und auf Grund von Faninitiativen die Alben endlich auf CD aufgelegt wurden kam es 2009 zu ersten Livekonzerten fast in der Urbesetzung. Hiervon zeugt ein Livemittschnitt, der 2011 als Download LP herauskam.
Und nun legen die Katzen also ein neues Werk vor - die Norden EP.

"Oben im Norden" ist ein modern arrangierter Deutschrocker mit nordischem Einschlag. Knackige Gitarren sowie gut arrangierte Keyboards bilden den Boden für einen knackigen Rocksong mit Mitsingcharakter. Und die die band früher auszeichnenden scharfen Riffs sind, wenn auch etwas geschliffen, immer noch vorhanden. Mit "Komm mit" gibt es einen eher poppigen Song im Anschluss. Feine Perkussion, ein langsam treibender Bass und wiederum ein feines Zusammenspiel zwischen Gitarren und Keyboards. Auch dieses Stück zeichnet sich durch seine moderne, transparente Produktion aus.
Natürlich darf auf so einer Reunions CD auch der Hit nicht fehlen. Das geht bei den meisten Bands dann schief, weil die meist Jahrzehnte alte musikalische Tat nicht mehr zu dem aktuellen Stil passt und vor allem musikalisch und noch viel mehr textlich nur noch lächerlich wirkt. Das passiert dem "Killerautomat 2.0" zum Glück nicht. Das liegt daran, das der Song sehr behutsam neu eingespielt wurde und sich vom Original nur durch einige Effekte und das etwas nach vorne gerutschte Keyboardspiel unterscheidet. Auch, und das ist erstaunlich, gesanglich trifft Stephan Wagner Krüger den alten, giftigen Klang hervorragend. Unterstützend kommt hinzu, das "Killerautomat" 1982 sehr visionär die Thematik Ballerspiele und auch Spielsucht aufgriff, einem Thema das in unserem Computer und Spielkonsolenzeitalter aktueller denn je ist.
Abgeschlossen wird mit der Stadionballade "Seemann". Dieses Stück ist mir ein wenig zu schwülstig, obwohl es mit seinen leisen Passagen und dem Klang nach der See an sich sehr schön ist. Zur rechten Zeit sicherlich ebenfalls ein sehr schönes Stück.

Mir persönlich fehlt bei den neuen Stücken nochmal ein Knaller wie "Killerautomat", aber vielleicht hat die Band diesen alten, rotzigen schon fast am Punk angelehnten Stil der Frühzeit extra dran gegeben, weil er eben nicht mehr so zu Ihnen passt.

Ich möchte der Band entgegenschreien, doch bitte den im Infoblatt selbst getroffenen Vergleich zu den Toten Hosen zu streichen, doch ich muss zugeben, das dieser zumindest zu den Hosen der frühen 90er passt. Mit dem einfallslosen Stadionrock der Toten Hosen aus den 00er Jahren und vor allem vom letzten Album, wo sie endgültig zu unglaubwürdigen kommerziellen Poprockern geworden sind, hat dies hier zum Glück jedoch nichts zu tun. Dafür sind die Songs zu abwechslungsreich und auch wesentlich rockiger produziert.

Wolfgang Kabsch