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Schubert, F. (Goerne)

Erlkönig

Info Musikrichtung: Romantik / Lied VÖ: 15.2.2013 (harmonia mundi / harmonia mundi / CD / 2012 / Best. Nr. HMC 902141) Gesamtspielzeit: 67:54 Internet: Matthias Goerne

Der titelgebende “Erlkönig” macht bei Vol. 7 der Schubert-Lied-Edition den interpretatorischen Ansatz des Baritons Matthias Goerne hervorragend deutlich: Goerne vertraut der Musik Schuberts ganz und gar, so dass er darauf verzichtet, sie mit theatralischer Geste aufzuladen. Ja, er wagt es, die drei Figuren dieses Liedes selbst in der Tonfärbung kaum voneinander abzuheben: der Vater, der Erlkönig, der Sohn – wer ist hier eigentlich wer? Was zuerst irritiert, führt womöglich auf unvermutete Spuren. Was nämlich, wenn der Vater und der Erlkönig sich gar nicht so unähnlich, ja wenn sie gar ein und derselbe wären…? Nur im Schlusswort der letzten Zeile, die jenem Erlkönig zufällt, reißt Goerne diesem die Maske vom Gesicht: „Und bist Du nicht willig, so brauch ich Gewalt!“ Einzig beim Begriff „Gewalt“ gibt der Sänger dem Ton eine deutliche Spur von Verzerrung und Brutalität bei, die um so stärker wirkt, als sie in grellem Kontrast zur vorangehenden, scheinbaren Harmlosigkeit steht.

Und das ist Goernes Zauberkunst: Mit kleinen Nuancen, mit sehr punktuell eingesetzten Effekten diese Lieder zu gestalten, sie im Übrigen aber in ein sanftes Strömen geraten zu lassen, das zwischen romantischer Schwelgerei und Weltschmerz changiert. Ein Weltschmerz, den Goerne selten und selbst bei einem hiervon geprägten Stück wie „Der Wanderer“ kaum jemals herausschreit, sondern als einen verinnerlichten kultiviert und damit dem Geist von Schuberts Liedern unzweifelhaft besonders nahe kommt. Sein Bariton ist dabei von bestechender Sonorität und ebenso edler Intonation wie Artikulation.
Begleitet wird Goerne diesmal von Andreas Haefliger, der sich als ein eher diskreter Partner am Klavier versteht und dennoch nicht wenig gestalterische Elemente beisteuert.

Sven Kerkhoff