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Septem verba a Christo
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 3.1.2013 (harmonia mundi / harmonia mundi / CD / 2012 / Best. Nr. HMC 902155) Gesamtspielzeit: 80:30 Internet: Akademie für Alte Musik Berlin |
FRAGWÜRDIG
Weder mit der Aufführung beim letztjährigen Festival in Beaune, noch mit dieser CD-Veröffentlichung dürfte die musikwissenschaftliche Diskussion darüber, ob es sich bei dieser Vertonung der “Sieben Worte Christi am Kreuz” tatsächlich um ein Werk Pergolesis handelt, beeendet sein. Jedenfalls hat der Kantatenzyklus im 18. Jahrhundert auffallend weite Verbreitung in Europa gefunden und zeigt vielfach eine deutliche Nähe zum Stil des so früh verstorbenen Komponisten. Dennoch sollte man kein zweites „Stabat Mater“ hierin suchen. Vor allem weist der Zyklus zwar einen erstaunlich stringenten Gesamtplan, aber keine gleichermaßen klare stilistische Geschlossenheit auf. Vielmehr wechseln opernhafte Momente mit schlicht gehaltenen Betrachtungen ab. Die dank des Wechsels der obligaten Instrumente (Harfe, Trompete, Horn, Oboe, Viola d’amore, Violoncello) recht farbige Begleitung überrascht nur gelegentlich mit raffinierten Effekten, erschöpft sich aber häufiger im Konventionellen bis Einfachen. Die Abschlussarie vermag zudem den Zyklus kaum wirklich zu runden. Sofern es sich tatsächlich um einen echten Pergolesi handeln sollte, mag man es also kaum als eines seiner stärksten Werke ansehen.
Was die Gesamtanlage betrifft, so bestehen die insgesamt sieben Kantaten aus je zwei Arien, nämlich einer Arie Christi zur belehrenden Ausdeutung des jeweiligen Kreuzeswortes und einer betrachtenden Arie der andächtigen Seele. Bei vier der Kantaten treten noch kurze Rezitative hinzu, die im Accompagnato-Stil ausgeführt sind. Die Christus-Arien sind – mit einer rätselhaften Ausnahme in der zweiten Kantate – dem Bass anvertraut, die Stimmlage der betrachtenden Seele wechselt zwischen Sopran, Alt und Tenor.
Den Eindruck mangelnder Geschlossenheit, ja gar einer gewissen Unentschlossenheit vermittelt auch die Deutung René Jacobs´. Mal lässt er einen übermäßig expressiven Ton anschlagen, dann wieder mit einer solchen Zurückhaltung in Tempo und Dynamik musizieren, dass die Musik zu zerfallen oder zu gerinnen droht. Dies bewirkt nicht die mutmaßlich intendierte Kontrastwirkung, sondern das Gefühl einer nicht vollständig durchkonzipierten Aufführung. Insbesondere die Momente, in denen der empfindsam-galante Zug der Musik aufscheinen möchte, bleiben unterbelichtet und reizen den Aspekt des Kantablen nicht hinreichend aus.
Ein ähnliches Bild liefern die Gesangssolisten: Während Konstatin Wolff einen überwiegend müden Eindruck hinterlässt, der womöglich eine erhabene Duldsamkeit des leidenen Christus versinnbildlichen möchte, agiert Sophie Karthäuser wie auf der Operbühne, wohingegen der Countertenor Christophe Dumaux äußerst zurückhaltend in Erscheinung tritt und – wenn auch bei schöner Tonfärbung – blass bleibt. Die nötige Emphase bei profunder Stimmtechnik ist einzig dem Tenor Julien Behr zu bestätigen, der zudem zwischen Expressivität und eindringlich anmutigem Vortrag auch innerhalb seiner Arien überzeugend zu wechseln versteht.
Sven Kerkhoff
Besetzung
Christophe Dumaux: Countertenor
Julien Behr: Tenor
Konstatin Wolff: Bass
Akademie für Alte Musik Berlin
René Jacobs: Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |