Reviews

Mick Rogers

Sharabang

Info Musikrichtung: Rock / Pop VÖ: 15.03.2013 (Just One Music) Gesamtspielzeit: 45:22 Internet: http://www.mick-rogers.com

Das Rentenalter hat Mick Rogers (* 1946) mittlerweile erreicht, doch ans Aufhören denkt der langjährige Weggefährte von Manfred Mann und Gründungsmitglied dessen Earth Band glücklicherweise noch lange nicht. Seit Beginn von Manfred Mann's Earth Band im Jahre 1971 bis zu seinem ersten Ausstieg 1975 war er Sänger und Gitarrist in der vor allem in den Folgejahren von Besetzungswechseln geprägten Band, bevor er durch Chris Thompson und Dave Flett ersetzt wurde. Die größten kommerziellen Mainstream-Erfolge der Band ("Blinded by the Light", "Mighty Quinn", "Davy’s on the Road Again") in der zweiten Hälfte der Siebziger fanden somit ohne Rogers statt. 1983, nach einem Fast-Einstieg bei Uriah Heep, der Gründung der eher erfolglosen Formation Aviator und weiteren Stationen ging er schließlich wieder an Bord der Earth Band und ist dort bis heute, bis auf die Zeiten völliger Bandauflösung, aktiv.

Nach zwei ersten Solo-Alben in den Jahren 2002 und 2003 versucht sich Rogers nun mit Sharabang an einem weiteren Alleingang. Sharabang ist ein Slangausdruck für einen Bus, und in einen solchen hat Mick Rogers dem Hörer einen Platz reserviert - den Titel des Rausschmeißers des Albums, "Get on the Bus", darf man wohl so durchaus verstehen. Bevor man sich aber bis zu diesem 10. Titel durchgehört hat, macht man eine musikalische Reise über die Dörfer: Cover-Versionen vieler bekannter Künstler klappert man da ab, wobei leider ein Booklet und Verweise auf Original-Komponisten völlig fehlen. Ebenso fehlt seine erst vor drei Monaten veröffentlichte Single mit dem John Lennon/Yoko Ono - Cover "Happy X-Mas (War is over)".

Aber musikalisch läuft die Reise im Sharabang durchaus komfortabel ab: nach dem eher beschaulichen Doobie-Brothers-Hit "Listen to the Music" geht es mit dem Marvin-Gaye-Klassiker "I Heard It Through the Grapevine" ungleich rockiger und groovig weiter - dieses Stück wurde ja schon oft kopiert, aber selten ist dies so gut gelungenen wie in diesem Fall. Und wie bei diesem Song wird das Album immer dann richtig gut, wenn der Bus von Rogers eine etwas holprige Straße nimmt und etwas beschleunigt. Höhepunkt des Albums ist dann auch folgerichtig das Stück "Cutting me to Pieces", bei dem er und seine Mitstreiter sogar Metalgefilde deutlich streifen. Ansonsten gibt man sich auch mal dem Country/Folk hin ("End of the Line" von den Traveling Wilburys) oder bietet ruhigere Balladenkost ("Right For Change", "Rock 'n Roll Days").

Unterm Strich eine nette Rückmeldung vom Gitarristen der Earth Band, der Busfahrer Rogers überzeugt hier stimmlich wie auch musikalisch und steuert sein Gefährt durch abwechslungsreiche Landschaften. Vielleicht hätten aber mehr Eigenkompositionen und etwas mehr Geschwindigkeit der Busfahrt gutgetan, für Freunde ehrlichen Classic Rocks ist die Fahrt aber eine lohnende Sache.

Jürgen Weber