Reviews

Silverwood

My side of town

Info Musikrichtung: Country / New Country VÖ: 30.08.2004 (AGR / UMIS) Gesamtspielzeit: 39:12 Internet: http://www.silverwood.de

Die deutsche Formation Silverwood dürfte mittlerweile ja für jeden ein fester Begriff sein, der sich mit der Country Szene hierzulande beschäftigt. Seit Jahren schon wird die Band immer wieder genannt, wenn die Sprache auf moderne amerikanische New Country Musik fällt. Ganz frisch auf dem Markt ist nun ihr aktuelles Album My side of town, unter den Fittichen von AGR Television Records erscheint die Produktion nicht nur in Deutschland, sondern wird auch in Österreich, der Schweiz, Belgien, Niederlande, Polen und sogar in Kanada veröffentlicht.

Der sehr lebendige Titelsong "My side of town" besticht vor allem durch spritzige Fiddle-Parts und rockige E-Gitarren, strebt ohne Zweifel in die Kategorie des modernen New Country und passt sehr gut in die heutige Radiowelt.
"Pocket kisses" erinnert vom Stil her sehr stark an Shania Twain-Songs und dieser Titel kommt nicht zuletzt auch durch Mirunas kraftvollem Gesang genauso frisch, peppig und modern rüber.

Der ruhig gehaltene Song "Monday morning at the bus stop" plätschert dagegen fast etwas langweilig vor sich hin und man wartet hier leider vergeblich auf den echten Höhepunkt des Liedes.
Der flockige Swing-Titel "Good morning my love" geht dann schon sehr viel angenehmer und frischer durch die Lauscher, die ausdrucksstarke Gesangsstimme von Leadsängerin Miruna passt wie angegossen zu diesem Titel.

Hm, "Pages" - eigentlich eine sehr schöne, gefühlvolle Ballade aber irgendwie für reine Country Fans wohl weniger ansprechend. Das soll ja nichts schlimmes bedeuten, aber man weiß manchmal nicht so recht die eigentliche Stilrichtung der Band einzuordnen, denn sehr viele Musikrichtungen beeinflussen ihren Sound. In diesem Fall orientiert man sich schon sehr stark an der Pop-Musik und versieht das Ganze nur mit leichten Country-Einflüssen.

Hups, endlich wird man mal etwas wachgerüttelt, denn "Where did all the bluegrass go" ist ein durch und durch purer Country Song mit twangenden Gitarren, feinen Mandolinenklängen und munterer Fiddle, der mit dem guten Lead-Gesang von Heiko Ahrend auch mal eine schöne Abwechslung mitbringt. Dieser unverbraucht klingende Song zählt wohl zu den Höhepunkten dieser Scheibe.

"Billy & Willy" gibt dagegen kaum Anlass zu Begeisterungsstürmen, viel zu langweilig und ohne Abwechslung strömt die Melodie auf den Zuhörer ein. "You want turn to me" ist dagegen zwar ganz spritzig, jedoch wieder etwas weit weg von dem was man landläufig als modernen Country bezeichnen könnte, so wäre der Titel fast schon in die George Michael-Ecke einzuordnen. Es stellt sich hier die Frage, welche Zielgruppe Silverwood eigentlich ansprechen will? Country Fans vergrault man mit solchen Nummern eher, und für Pop-Fans wird die Scheibe ab und an zu sehr nach Country klingen...

Fazit:

Die Songs, die übrigens allesamt aus der Feder der Bandmitglieder stammen, sind keinesfalls schlecht und das Album klingt durchweg sauber produziert. Trotzdem fehlt bei vielen Stücken irgendwie der berühmte überspringende Funke, die Frische und die Power, die man auch von den Live-Auftritten her gewohnt ist. Der Titelsong der CD bringt diese Qualitäten z.B. sehr gut zum Vorschein, ansonsten bietet das Album viele Midtempo-Songs, bei denen einige etwas den nötigen Pep vermissen lassen.
Silverwood versuchen bei dieser Produktion den besonders schwierigen Spagat zwischen sehr modernem, kommerziellem Country-Pop und der etwas traditioneller angehauchten Country-Schiene - bleibt die Frage offen ob es gelingt, beide Fangruppen damit auch unter einen Hut zu bekommen.
Wer auf modernen Country-Pop steht, der wird an diesem Album sicherlich Gefallen finden, alle anderen sollten vorher ruhig mal in die CD reinhören.

FrankH