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Karamel

Tilde

Info Musikrichtung: Pop/Songwriter VÖ: 25.01.2013 (Clouds Hill / Rough Trade Distributions) Gesamtspielzeit: 49:36 Internet: http://www.clouds-hill.com/artists/Karamel

Also, wer sich in Hamburg und der damit verbundenen Musikszene ein wenig auskennt weiß, dass es unzählige Bands gibt, die sich in der selbsternannten Hauptstadt der guten Musik tummeln. Umso schwerer ist es natürlich, wenn man als Solokünstler versucht dort Fuß zu fassen und die Leute von seiner Musik zu überzeugen!

Dass das nicht immer und auch nicht für alle gilt, beweist Johann Scheerer mal wieder sehr eindrucksvoll mit einem seiner Projekte. Auch wenn Scheerer eigentlich eher als Produzent bzw. als Macher aktiv ist, ist er sich aber nicht zu schade gelegentlich diverse Künstler wie Sebastian Nagel und Philip Kranz um sich zu versammeln und selbst Stücke zu schreiben. Was sich dort entwickelt ist unter dem Namen Karamel bekannt, was nicht automatisch heißt, dass es sich nur um süße und klebrige Sachen handelt. Mit dem vierten Album ~ (gesprochen Tilde) tauchen die Drei zwar in die Welt der Melancholie und der sanften Verführung ein…inhaltlich wird sich jedoch kritisch mit den alltäglichen Themen und persönlichen Geschehnissen auseinander gesetzt.

Nach dem 2007 in der Musikpresse hoch gelobten zweiten Album Schafft Eisland, welches Johann Scheerer und Karamel kurzzeitig auf den deutschen Indie-Rock-Thron hiefte und dem 2009 folgendem dritten Machwerk Maschinen wurde es plötzlich unsagbar still um das Projekt. Böse Zungen behaupteten bereits, man habe das Verfallsdatum bereits erreicht und alles sei Geschichte.

Nach langer Schaffenspause wartet man nun jedoch wieder mit ein wenig Sehnsucht auf die elf Stücke, welche ~ beinhaltet und welche einen zwingen, kurz inne zu halten und sich zu entspannen!
Die Songs handeln von Liebe (“Heilige zur rechten Zeit“), Hoffnung (“ Vielleicht vergeht ja die Zeit mit dir“), persönliche Lebenskatastrophen („Die große Explosion“) und schlussendlich auch von Vergebung („Ich vergebe jedem Tag neu“). Sie berühren und regen einen zum Nachdenken an…und das nicht mit der groben Kelle, sondern durch Poesie!

Johann Scheerer und Karamel haben noch einmal bewiesen, dass lange Pausen nicht zwangsläufig zum Stillstand führen! Unter dieser Voraussetzung sollte das fünfte Album nur eine Frage der Zeit werden!

Jens Helbing