Reviews

Branded Women

Velvet Hours, Stolen Moments

Info Musikrichtung: Pop VÖ: 20.08.2004 (Ranch Record / Universal) Gesamtspielzeit: 43:34 Internet: http://www.brandedwomen.net

Auch wenn auf der Homepage der Branded Women behauptet wird, dass Timo, seines Zeichens Drummer, ein cooler Gentleman sei, auf den Fotos von ihrer Record Release Party sieht er doch recht verloren aus. Er kam im Austausch für die frühere Drummerin Vera in die bereits anno 1999 gegründete finnische Band.
In einem fiktiven Interview fragte ich ihn:"Was ist das Schlimmste daran, als einziger Mann in einer Frauenband zu spielen?" - "Dass einen alle Journalisten für schwul halten, wenn man behauptet, bisher mit keinem der Mädels was gehabt zu haben."

Einen Journalisten sollte die bandinterne Geschlechterverteilung aber sowieso nicht interessieren, sofern sie sich nicht auf die Musik an sich auswirkt. Und bei diesem Beispiel fällt Timo, trotz seiner Vergangenheit in der Heavy Metal-Szene, nicht weiter ins Gewicht; im Gegenteil, er integriert sich ausgezeichnet in das Gesamtbild.

Dies zeichnet sich vor allem durch die meist durchgehend melancholische Grundstimmung der Lieder aus, die von vergangener Liebe, Sehnsüchten und Abschied handeln, selten glücklich, aber niemals reuevoll zurückblickend. Nicht immer so ruhig, wie die ersten Lieder vermuten lassen, mal etwas lauter und aufdringlicher wie in "Worth Living" oder "More", mal etwas leiser und bedenklicher wie in "Still in Me" oder "Perfect".
Es ist handgemachte Musik mit Instrumenten, die eigentlich eher typisch für Countrymusik sind, der typischen finnischen Dauermelancholie und einer Laune wie drei Tage Mitternachtssonne.
Als würden Radiohead mit den Dixie Chicks kollaborieren und es klingt sogar gut.

Vielleicht ist das Album beim ersten Hören noch etwas gewöhnungsbedürftig, auch wenn die Lieder nicht sonderlich komplex sind, erscheinen sie anfangs doch undurchschaubar und verwirrt. Trotzdem sollte ihnen eine Chance gegeben werden, den Liedern wie auch der Band, denn sie haben es verdient.

Fazit: Einfach sehr schöne Musik.

Malte Mende