····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Gesualdo, C. (La Compagnia del Madrigale)

Sesto Libro di Madrigali 1611


Info

Musikrichtung: Barock Vokal

VÖ: 01.01.2013

(Glossa / Note 1 / CD / DDD / 2012 / Best. Nr. GCD 922801)

Gesamtspielzeit: 77:55

MALERISCHER MANIERISMUS

Die aus Mitgliedern von La Venexiana und Concerto Italiano bestehende Formation La Compagnia del Madrigale hat mit ihrem Einstand beim Label Glossa eine ebenso tiefgründige wie musikalisch blühende Interpretation von Carlo Gesualdos „Sesto Libro di Madrigali" vorgelegt.
Die Entscheidung, die in extreme Höhen ausgreifende Musik tiefer zu transponieren - eine seinerzeit gebräuchlich Praxis - erweist sich durchgängig als richtig: Die einseitige Betonung der morbid-erotischen Obsessionen ist aufgegeben zugunsten einer wesentlich differenzierteren Deutung. In ihr zeigt sich Gesualdo zunächst einmal als großartiger, experimenteller, avantgardistischer Komponist.
Aber die harmonisch extrem kühnen Stücke erscheinen hier weniger wie das Psychogramm einer manisch-depressiven, von Schuldgefühlen geplagten Persönlichkeit. Der Manierismus ist kein Selbstzweck - es geht um eine Bereicherung der Musik und ihrer Möglichkeiten, auf die Textvorlagen zu reagieren, sie gleichsam in jedem Moment mit der größten Intensität nachzuzeichnen. Weil die Stimmen nicht, wie so oft, forciert werden müssen, bleibt viel Spielraum für Zwischentöne. La Compagnia del Madrigale tritt in diesem Fall mit acht Sängerinnen und Sängern an - so ist es möglich, für jedes der klassisch fünfstimmigen Madrigale die optimale Besetzung auszuwählen. Atmosphärische Wechsel, die an das Lichtspiel bei über den Himmel ziehenden Wolken erinnern, werden prägnant ausmusiziert; dynamische Schattierungen oder die Farbmischungen, die sich durch die Timbres ergeben, wirken präsent, voll und sinnlich. Und dass sich die Interpreten mehr Zeit lassen, um das gleichsam szenische (opernhafte) Potential der Musik auszukosten, ist ein weiterer Vorzug. Neben dem unverhohlenen Schmerz ist Raum für Melancholie, aber auch kurze Momente des Glücks. Zartere und stärkere Affekte werden vielfältig ausgestaltet. Und dann ist da immer wieder der reine Wohlklang, eine überwältigende elegische Schönheit. Auch das ist Gesualdo.

Der berühmt-berüchtigte Komponist erweist sich hier trotz der veralteten Madrigalform als musikalischer Barockmaler - ein musikalisches Gegenstück zu einem Künstler wie Caravaggio (der ebenfalls ein Mörder war). Auch aufnahmetechnisch ist die Produktion ohne Fehl und Tadel: Sehr empfehlenswert!



Georg Henkel

Besetzung

La Compagnia del Madrigale:
Francesca Cassinari, Rossana Bertini, Laura Fabris: Sopran
Elena Carzaniga: Alt
Giuseppe Maletto, Raffaele Giordani: Tenor
Marco Scavazza: Bariton
Daniele Carnovich: Bass
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger