Reviews

Marco Beasley / Accordone

Storie di Napoli

Info Musikrichtung: Weltmusik VÖ: 15.10.2012 (Alpha / Outhere / CD / 2012 / Best. Nr. Alpha 532) Gesamtspielzeit: 70:56 Internet: Accordone

Wenn Marco Beasley, das Multi-Talent mit der wandlungsfähigen, markanten Stimme und den fehlenden Berührungsängsten zwischen U- und E-Musik, seiner Heimatstadt Neapel ein eigenes Album widmet, so versteht sich von selbst, dass es eine ganz persönliche Zusammenstellung wird, die nonchalant alle Genregrenzen sprengt. Die Storie di Napoli, die er mit dem u.a. von ihm gegründeten Ensemble Accordone vorlegt, ist wie ein akustischer Bildband, ein höchst lebendiges Panorama, das vielleicht gerade in diesen Wintermonaten die Lust der Deutschen auf den Süden besonders wiederzubeleben vermag.
Quer durch die Jahrhunderte geht die musiaklische Reise, mal mit überbordender, tänzerischer Lebensfreude (Cicerenella, Tarantelle Tapanella, Vecchie letrose, Canzona alla montemaranese), mal mit träumerischer Melancholie (Cara è la rosa, Serenata) oder dramatischem Ausdruck (Compianto di Masaniello, T´aggio voluto bbene), immer aber mit natürlicher Expressivität. Sie macht die enorme Lebendigkeit und den Charme des Albums aus. Dem eher volkstümlichen Grundton moderat angepasste Nummern aus Opern wechseln sich mit teils traditionellen, teils modernen Liedern und Tänzen ab. Mit bewundernswerter Sicherheit gelingt es den Musikern dabei, die Schwelle zum Kitsch zu meiden, manches auch mal augenzwinkernd übergeschnappt zu präsentieren. Nur zu gerne lässt man sich deshalb auf diese in ihrem Abwechslungsreichtum durchaus gewöhnungsbedürftige Tour mitnehmen, die zugleich zeigt, dass die neapolitanische Musiktradition, die stets aktuelle Trends mit folkloristischen Einsprengseln zu mischen suchte, bis heute ungebrochen fortlebt. So erweisen sich selbst die so unterschiedlichen Titel Caruso und Napul è… aus dem, was man heute Singer-/Songwriter-Fach nennt, als zeitgenössische - wenn auch recht zuckerhaltige - Antwort auf manch wesentlich älteren Titel.

Sven Kerkhoff