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Sizzla

Jah knows best

Info Musikrichtung: Reggae VÖ: 07.06.2004 (Ras Records / Sanctuary) Gesamtspielzeit: 44:13

In einem seiner schönsten Märchen schildert Hans Christan Andersen, wie der Kaiser mit seinen neuen Kleidern vor den Palast tritt und alle Hofschranzen bewundernd murmeln. Nur ein kleiner Junge, der noch nicht gelernt hat, wie man sich bei Hof verhält, ruft laut “Der Kaiser ist ja nackt!“. Und der Junge hat recht.

Beim Hören dieser Sizzla-CD fühle ich mich wie der kleine Junge. Seit Monaten lese ich in der wichtigsten - und wohl auch einzigen - deutschen Reggae-Zeitung das Loblied des großen Rastas, der derzeit zu den ganz großen seiner Zunft gerechnet wird. Nun halte ich das erste Mal ein Album in der Hand, bin massiv ernüchtert - und das vor allem von einer gesanglichen „Leistung“, die schlicht unterirdisch ist. Jah knows best klingt praktisch über die ganze Strecke, als habe der große Held die CD in einem Take ohne jedes Rehearsal und zwar nach einer sehr kurzen und stark durchzechten Nacht eingesungen. Ein extremes Negativbeispiel dafür ist “My Time your Time”.

Sizzla quält und wimmert sich durch die Stücke, dass es ein Gotterbarmen ist. Gut, es gibt den einen oder anderen „schlechten“ „Sänger“, der seine objektiv begrenzten Fähigkeiten durch Ausdruck, Charisma oder Witz wett macht. Aber es tut mir leid: All so was kann ich hier nicht finden.

Einige Stücke haben einen guten Groove und bleiben mit ihren Refrains im Ohr hängen. Das gilt zuforderst für den Opener und Titeltrack “Jah knows best“; abgeschwächt auch für das Bob Dylan-Cover “Subterranean Homesick Blues“, bei dem Sizzla die beste Figur des ganzen Albums macht. Dennoch: Ich kann diese CD nur dem engeren Hofstaat des Reggae-Imperiums empfehlen, der gelernt hat, wann er applaudieren muss.

Norbert von Fransecky