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Reviews

Nina Hagen

Original Album Classics


Info

Musikrichtung: Prog-Punk

VÖ: 17.02.2012 (1978/82/

(Columbia / Legacy / Sony)

Gesamtspielzeit: 124:17

Würde man die Original Album Classics-Boxen nach sinnvollen Kriterien und nicht unter Marketingsgesichtspunkten (Verkauf das faule Ei zusammen mit dem Highlight) zusammenstellen, müssten mit dem Klassiker Nina Hagen Band das nachfolgende Album Unbehagen und der quasi Vorläufer, The Spliff Radio Show, in einer Papp-box zusammengepackt werden. Das wäre dann - die magere Ausstattung mal beiseitegelassen - ein echter Kracher.

So ist es eine preiswerte Möglichkeit sich die Nina Hagen Band in Regal zu stellen - falls sie da nicht soundso schon steht.
Gleich das eröffnende Tubes-Cover zeigt alles, was die frühe Nina Hagen (und zuvor bereits die Spliff Radio Show) auszeichnete. Rotzfrech und mit viel Humor werden gesellschaftliche Realitäten karikiert. Das Ganze ist fantastisch produziert und mit vielen kleinen überraschenden Spielereien versehen. Nina Hagen setzt das ganze Spektrum ihrer unglaublich flexiblen und gut geschulten Stimme ein und mit den rasant rockenden Abfahrten am Ende ist man ganz dicht an den alten Spliff.
Musikalisch wandelt Nina Hagen zwischen den unterschiedlichsten Stilen. Das beginnt bei Reggae und Punk, geht über Max Raabe bis in die Operette und macht auch vor spoken Word Passagen nicht halt.
Textlich ist die Tochter von Wolfgang Biermann und Eva-Maria Hagen eher noch provokativer. Ihre mehr als offene Darstellung weiblicher Sexualität, Lust und Geilheit war 1978 skandalös. Die Männer werden bei ihr auf der einen Seite zu Objekten, auf die sie Lust hat; werden auf der anderen Seite („Superboy“) aber auch lächerlich gemacht. Es dürfte wohl auch noch niemand so offen über die Folgen sommerlicher Hitze („Ich schwitze auf der Ritze. Mir ist heiß.“) gesungen haben.
Oft werden die Texte surreal ohne bereits den verdreht esoterischen Charakter zu haben, in den sich die kürzlich per Taufe dem Christentum zugewandte Sängerin in den 80ern verstiegen hat.

Nina Hagen Band gehört ohne jeden Zweifel in jeden Musik-affinen Haushalt. Das kann man von den beiden folgenden Scheiben nun nicht gerade sagen. Stilistisch hat sich Nina Hagen weitgehend vom Punk verabschiedet. Funk und Disco-Sounds beherrschen das Album. Nur gelegentlich wird etwas Blues oder Reggae eingestreut.

Nunsexmonkrock ist mit wenigen, auch nicht gerade super leuchtenden Ausnahmen abgesehen, ein Fall für die Tonne. Da gibt es den ganz netten Disco Groove von „Cosma Shiva“, das stellenweis krachend rockige „Dread Love“ (kein! Reggae), der quasi Titelsong, in dem eine kieksende Piepsstimme mit dem Wort Nunmonksexrock herumspielt, „Smack Jack“, das immer wieder mal rock’n’rollig aus dem Bassis Funk Groove ausbricht, insgesamt aber mehr Mätzchen macht, als wirklich zu packen, und last not least der Opener „Antiworld“, ein mit Bibelzitaten in Englisch und Deutsch gespickter Rocker, der mit scharfen Gitarren und an Stevie Ray Vaughn gemahnenden Soli die erfreulichsten Momente des Albums liefert.
Der Rest ist nervig, zersungen, nichtssagend.

Auf Farless hat sich Nina wieder etwas gefangen. Nur ein wirklicher Ausfall („Silent Love“) und der belanglose UFO-Pop „Flying Saucers“ sind als totale Ausfälle zu bezeichnen.
Der treibende Pop Funk „New York New York“, der in die Beine gehende Kishna Funk „I love Paul“, der groovende Rap „What it is“ und die finale Zarah Leander Hommage haben sogar ein gewisses Recht in sich. Die anderen Stücke kann man mitnehmen und sich bei Bedarf erfolgreich schön hören.

Inhaltlich hat die gute Dame mittlerweile mächtig einen an der Waffel und schwardoniert völlig losgelöst zwischen pseudochristlichen Floskeln, buddhistisch und hinduistischen Versatzstücken und immer wieder Ufos herum. Glücklich, wer darüber herzlich lachen kann.

Das sehr unterschiedliche Niveau der drei Scheiben, die Original Album Classics übliche spartanische Aufmachung und das Fehlen jeder Boni lässt eine wirkliche Empfehlung dieser Box eher nicht zu.



Norbert von Fransecky

Trackliste

Nina Hagen Band (1978)
1 TV-Glotzer (White Punks on Dope) (5:15)
2 Rangehn (3:27)
3 Unbeschreiblich weiblich (3:30)
4 Auf'm Bahnhof Zoo (5:25)
5 Naturträne (4:05)
6 Superboy (4:01)
7 Heiss (4:11)
8 Fisch im Wasser (0:51)
9 Auf'm Friedhof (6:15)
10 Der Spinner (3:15)
11 Pank (1:45)


Nunsexmonkrock (1982)
1 Antiworld (4:42)
2 Smack Jack (5:18)
3 Tiatschi - Tarot (2:06)
4 Dread Love (4:08)
5 Future is now (2:57)
6 Born in Xixax (2:55)
7 Iki Maska (5:10)
8 Dr. Art (4:53)
9 Cosma Shiva (3:19)
10 UFO (4:53)


Fearless (1984)
1 New York New York (5:17)
2 My Sensation (4:04)
3 Flying Saucers (3:13)
4 I love Paul (3:50)
5 The Chance (4:42)
6 Silent Love (4:08)
7 What it is (4:20)
8 T.V. Snooze (4:00)
9 Springtime in Paris (3:36)
10 Zarah (4:38)
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