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Reviews

Ian Dury & the Blockheads

Live at Rockpalast 1978 (DVD)


Info

Musikrichtung: Punk

VÖ: 27.07.2012 (1978)

(WDR / MiG / Intergroove)

Gesamtspielzeit: 67:00

Unter allen schrägen Vögeln der Punk-Bewegung gehörte Ian Dury zu den schrägsten - und zwar nicht, weil er versuchte irgendwelche Obszönitäten oder Fuck ups zum (damaligen) Extrem trieb, wie es schnell Mode wurde, sondern weil er so war, wie er war. Irgendwie war er ein Zwischenglied zwischen Jona Lewie (den heute wohl kaum noch jemand kennt) und Shane MacGowan von den Pogues. Zum Teil liegt das sicherlich an den etwas kantigen ruckartigen Körperbewegungen des körperbehinderten Sängers, aber das war nur das eine - und erklärt Auftritte, wie die Theatralik bei dem Schüttelreim artigen „Billericay Dickie“ noch lange nicht. Möglicherweise ist das alle eine „Flucht-nach-vorn“ Kompensation seines Handicaps, aber es verschafft ihm ein Alleinstellungsmerkmal nicht nur in der damaligen Szene. Dem Zuschauer bietet es ein außergewöhnlich kurzweiliges Konzerterlebnis.

Wer sich ein wenig mit Ian Dury auskennt, wird bei einem Blick auf die Playlist zwei Überraschungen erleben. Zum einen fehlt mit „Hit me with your Rhythm Stick“ der wohl bekannteste Dury-Song; zum anderen stehen die beiden anderen Klassiker „Sex and Drugs and Rock ‘n Roll“ und „Wake up and make Love with me“ ganz am Anfang der Setlist.
Die Erklärung ist recht einfach. Die Songs waren schlicht noch keine Klassiker. „Hit me with your Rhythm Stick“ existierte noch gar nicht. Das WDR-Team muss die Band quasi schon bei Erscheinen des Debüt-Albums New Boots and Panties 1977 engagiert haben, so dass sie am 21. Februar 1978 bereits im WDR-Studio auf der Bühne stehen konnten; zumal Dury seine dort auftretende Band erst nach Erscheinen des Albums zusammengestellt hat.

Zu hören ist eine manchmal fast manisch wilde Performance aus Punk, Reggae, und Rock’n’Roll, die mit Elementen aus Jazz und Folk angereichert wird. Gelegentlich erlaubt sich Dury auch mal einen recht gefühlvollen Moment, wie z.B. bei dem wunderbar geschnulzten Intro zu „Sweet Gene Vincent“ - ein Beweis, dass seine Stimme zu deutlich mehr in der Lage, als zu mitreißend punk’n’rolliger Power.

Neben ihm scheint die Band fast zur Nebensache zu werden (was die Bebilderung des Booklets überdeutlich macht), obwohl sie ihm natürlich die treibende Basis liefert, auf der er glänzen kann. Zu Recht ist auf der Rückseite der DVD aber zumindest ein kleines Bild des Saxofonisten Davy Payne abgedruckt, der mit seinen häufigen Soli immer wieder ins Bild kommt und in erster Linie für die jazzigen Momente des Auftritts verantwortlich ist.

Lohnt sich !!



Norbert von Fransecky

Trackliste

1Sex and Drugs and Rock ‘n Roll 4:13
2I’m partial to your Abacadabra 3:04
3Wake up and make Love with me 4:52
4Clevor Trever 5:12
5If I was with a Woman 4:22
6You’re more than fair 4:32
7Billericay Dickie 3:49
8Sweet Gene Vincent 4:16
9Upminster Kid 4:22
10What a Waste 4:20
11Plaistow Patricia 4:48
12I made Mary cry 3:14
13Blackmail Man 2:50
14My old Man 4:14
15Blockheads 5:43

Besetzung

Ian Dury (Voc)
Chaz Jankel (Git, Keys)
John Turnbull (Git, Voc)
Norman Watt-Roy (B, Voc)
Charlie Charles (Dr, Voc)
Davy Payne (Sax)
Micky Gallagher (Keys, Voc)
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