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Reviews

Nina Hagen Band

Live At Rockpalast


Info

Musikrichtung: Rock

VÖ: 09.11.2012

(Sony Music Entertainment / Kulturspiegel)

Internet:

ninahagendas.beepworld.de/

Sony Music veröffentlicht in Zusammenarbeit mit dem Spiegel und dem WDR 15 weitere DVD´s mit Rockpalast Auftritten. In dieserSerie kommen nur duetsche Interpreten zum Tragen, neben Nina Hagen, Spliff und Ideal auch aktuellere Künstler wie Dick Brave, Silbermond oder die Söhne Manheims. Die ohne Schnick-Schnack (also Extras, die keiner braucht) auskommenden DVD´s können entweder einzeln im Pappschuber oder in einer Box mit allen 15 DVD´s zu einem angemessenen, kleinen Preis erworbden werden. In dieser Review geht es nun um den Beitrag der "Mutter des deutschen Punk´s " Nina Hagen. Und diese DVD, die zunächst den Auftritt der Nina Hagen Band am 9. Dezember 1978 in der Dortmunder Westfalenhalle dokumentiert beweist auf ein weiteres Mal, das diese Auszeichnung zwar berechtigt, musikalisch aber völlig daneben ist. Die 12 Stücke, die auf diesem Konzert präsentiert wurden waren bis auf zwei Ausnahmen alle aus dem Debütalbum der Band von welchem nur "Fisch im Wasser" nicht geboten wurde. Die Nina Hagen Band war ja bekannter maßen aus den ehemaligen Lokomotive Kreuzberg entstanden, welche in den frühen 70ern gegründet wurden und allesamt hervorragende Musiker waren, die eher Kinder der 70er Kommunen und des Krautrock Warens, als das sie Punks gewesen wären. Punk war an der Nina Hagen Band das schrill bunte Outfit sowie die überaus provokanten Texte der jungen Hagen und vielleicht noch das sinnigerweise "Pank" betitelte Stück. Auch in Dortmund fuhr die Band Ihre komplette musikalische Bandbreite ab: "TV-Glotzer" die kongeniale Coverversion vom Tubes Klassiker White Punk´s on Dope bot scheren Rock mit wuchtigen Keyboards und rotzigem Gesang. Gleich im darauf folgenden "Naturträne" zeigt die band, wie wenig Punk sie waren. Die gleitend schöne, romantische Musik und dazu die an eine Ariensänger erinnernde Vokalakrobatik von Nina - grandios. Mit "Unbeschreiblich Weiblich" und "Heiß" folgten zwei starke und ultramoderne Rocknummern, die vieles aus den 80ern bereits vorwegnahmen. "Auf´m Friedhof" ist eine musikalisch auf höchsten Niveau stehende dunkle Rocknummer, die den Gothikrock um Jahre vorwegnahm. "Der Spinner" zeigte die Band eher psychedelisch verspielt nur um darauf mit dem "Superboy" gleich mal eine weitere ausgeklügelte Popnummer folgen zu lassen, die aufzeigt, was Spliff (die ja auch der Nina Hagen Band ohne Nina wurden) später noch bringen sollte. Auch auf den folgenden Songs präsentierte sich Band und Sängerin in grandioser Frühform, mit den schon erwähnten "Pank" und der grandiosen, ebenfalls punkig angehauchten Adaption von Sinatras "My Way" fand der Set einen würdigen Abschluss. Als letzte Zugabe gab es schon einen kleinen Ausblick auf das 2. und leider eltze Album dieser grandiosen Band mit dem psychedelisch sinisteren "Hermann hieß er". Ein absoluter Kultauftritt in guter Bild und bestechender Tonqualität.

Der 2. Auftritt zeigt uns die Hagen 21 Jahre später. Optisch hat sie sich erstaunlich wenig verändert, interessant ist der Blick ins Publikum wo inzwischen 3 Generationen zu finden sind. Ihre Stimme ist allerdings tiefer und rauer und zumindest bei diesem Auftritt nicht in der Stärke, die man von Ihr kennt. Dieser Auftritt entstammt der ja inzwischen zum Christentum konvertierten Dame noch in Mitten Ihrer Indienphase, was unschwer an ihrem Outfit und auch an dem Bild, das hinter der Bühne prangt anzusehen ist. Musikalisch bietet sie mit Ihrer Band einen Konsens Gig, soll heißen, neue Stück vermischen sich mit dem, was die Fans erwarten. Das funktioniert leider nicht immer. Der Einstieg, erneut mit dem "TV-Glotzer" geht total in die Hose, musikalisch nicht besonders stark gespielt merkt man Nina auch irgendwie an, das sie den Song nicht besonders gerne singt. Er passt auch nicht mehr recht zu der reifen Dame. Die neueren Stücke, durchsetzt mit Drum´n´Bass ebenso wie mit indischen Sounds wirken da wesentlich stärker und frischer. Auch der unvermeidliche "African Reggea" zündet nicht zu 100%. Musikalisch passt dieses Rhytmusbiest schon wesentlich besser in den Restset, das Feuer bleibt aber aus. Wesentlich faszinierender sind da schon die Vokalakkrobatik Stücke "Der Wind hat mir ein Lied erzählt", "My Way" oder "Zarah".
Insgesamt ein interessantes Dokument, aber sicher nicht Ihr bester Auftritt.

Insgesamt löhnt sich die Anschaffung dieser DVD aber allein wegen dem 78er auftritt. An Sound und Bild (Fernsehbildgröße!) gibt es nichts zu meckern und deshalb eine klare Empfehlung an Fans und jungen Musikhörern, die mal etwas über die Ursprünge deutschsprachiger Pop und Rockmusik erfahren möchten.



Wolfgang Kabsch

Trackliste

Westfalenhalle, Dortmund, 09.12.1978
Tracklisting:
01 TV-Glotzer
02 Naturträne
03 Unbeschreiblich weiblich
04 Heiß
05 Auf'm Friedhof
06 Der Spinner
07 Superboy
08 Auf'm Bahnhof Zoo
09 Rangehn
10 Pank
11 My Way
12 Hermann hieß er

Rheinaue, Bonn, 28.08.1999
Tracklisting:
01 Return Of The Mother
02 TV-Glotzer
03 Frequenzkontrolle
04 Yes Sir
05 Schachmatt
06 Wir leben immer...noch
07 Höllenzug
08 Wende
09 African Reggae
10 Nina IV President
11 Der Wind hat mir ein Lied erzählt
12 Right On Time
13 He Shiva Shankara
14 My Way
15 Zarah (Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn)

Besetzung

Nina Hagen: Gesang
Reinhold Heil: Tasteninstrumente, Gesang
Herwig Mitteregger: Schlagzeug, Gesang
Bernhard Potschka: Gitarre, Gesang
Manfred Praeker: Bass, Gesang
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger