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Missa Nativitates Domini
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 1.10.2012 (Supraphon / Codaex / CD / 2011 / Best. Nr. SU 4111-2) Gesamtspielzeit: 59:41 Internet: Musica Florea |
WEIHNACHTSSTRESS
Er ist wohl kein neues Phänomen, der Stress vor den Feiertagen: Selbst ein Routnier wie Jans Dismas Zelenka muss ihn verspürt haben, als ihn - bereits im Dienst des Dresdner Hofes stehend - 1726 offenbar recht kurzfristig ein Auftrag aus der Heimat erreichte. Die Prager Jesuiten, an deren Kolleg Zelenka ausgebildet worden war, vertrauten ihm die musikalische Ausgestaltung ihrer Festtagsgottesdienste an. Am 26. oder 27. Dezember jenes Jahres erklang unter seiner Leitung dann erstmals die Missa Nativitatis, deren erster Teil am 16.12. und deren letzter Teil am 23.12.1726 fertiggestellt worden war. Viel Zeit zum Proben kann da nicht geblieben sein. Und dies, obwohl das Stück ungeachtet der großen Eile recht anspruchsvoll und keineswegs nur konventionell geraten ist, wenn es auch nicht den musikalischen Gehalt von Zelenkas späten Messkompositionen erreicht. Neben zwei eindrucksvollen Doppelfugen, welche Gloria und Credo beschließen, imponiert vor allem das innige Sopran/Alt-Duett Domine Deus. Den weihnachtlichen Charakter der Messvertonung merkt man allein an der betont aufgewerteten Rolle von Flöten und Oboen als „Hirteninstrumente“. Dieser Charakter wird in der vorliegenden Einspielung noch dadurch verstärkt, dass man sich, was Abschriften des Werkes durchaus nahelegen, für den Einsatz von Waldhörnern an Stelle der Trompeten entschieden hat.
Die Interpretation ist dabei ungleich zugkräftiger, pointierter und beschwingter als die im Vorjahr erschienene Einspielung unter Nikolo Sokoli (vgl. MAS-Review). Dirigent Marek Štryncl versteht es, sein Orchester Musica Florea wie auch die Vokalstimmen schlank und luzide zu führen, so dass die Strukturen selbst in den fugierten Teilen noch klar erkennbar bleiben ohne akademisch zu wirken. Bemerkenswert sind zwei der ergänzenden Stücke: Die Alt-Motette „O magnum mysterium“ wird Zelenka-Fans bekannt vorkommen, stellt sie doch die Bearbeitung einer Arie aus Zelenkas Krönungsmelodram Sub olea pacis dar. Dieses hat Štryncl bereits vor einigen Jahren in einer vielbeachteten Einspielung vorgelegt. Die auf dieser CD nun zu hörende Pardodie zeigt, welche Entwicklungssprünge in der Praxis der Alten Musik weiterhin in kurzen Abständen vollzogen werden: die Deutung fällt diesmal ein gutes Stück geschmeidiger und klangschöner aus, wozu nicht zuletzt der innige Vortrag durch Markéta Cukrova beiträgt.
Originell auch die Vertonung des 150. Psalms, Zelenkas einziger Komposition in tschechischer Sprache. Der Psalm fordert dazu auf, Gott mit allerlei Instrumenten zu loben und entsprechend vielfarbig fällt die Instrumentalbesetzung dieses mit schwungvoller Rhythmik ausgestatteten Werkes aus. Tomáš Král singt die Partie mit kraftvoll-erdfarbenem Ansatz. Technisch nicht ganz so makellos agiert die Sopranistin Barbora Sojková im Magnificat C-Dur, welches das Programm aber ungeachtet dessen sinnvoll ergänzt und festlich einleitet.
Sven Kerkhoff
Trackliste
3 O magnum mysterium ZWV 171 04:42
4-18 Missa Nativitatis Domini in D ZWV 8 33:56
19 Chvalte Boha silného ZWV 165 10:32
Besetzung
Markéta Cukrova: Alt
Tomáš Král: Bass
Musica Florea
Marek Štryncl: Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |