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Zyklus für einen Schlagzeuger (2 Versionen) – Klavierstück X
Info
Musikrichtung:
Neue Musik Klavier Schlagzeug
VÖ: 01.09.2012 (Wergo / Note 1 / CD / DDD / 1960-64 / Best. Nr. WER 67722) Gesamtspielzeit: 43:57 |
KLANGATTACKE
In seiner Studio-Reihe hat Wergo jüngst eine alte Platte von 1965 wiederveröffentlicht, die einige Inkunabeln der Stockhausen-Diskographie versammelt. Frisch aus der digitalen Restaurierung hört man zwei Fassungen von ZYKLUS für einen Schlagzeuger und KLAVIERSTÜCK X. Beides sind Werke von höchstem technischen und musikalischen Anspruch, in denen sich konstruktive Strenge mit quasi-improvisatorischer Freiheit paaren.
ZYKLUS ist ein Stück, das ursprünglich 1959 für den Kranichsteiner Musikwettbewerb komponiert wurde. Mit seinen mobilen und feststehenden Abschnitten und dem für westliche Musik neuartigen exotischen Instrumentarium avancierte es aber über den Anlass hinaus zu einem Meilenstein der Musik für Schlagzeug, mit dem sich die „Rhythmusgruppe“ des Orchesters als eigenständiges Ensemble mit neuartigen Klangfarben und Spieltechniken behauptete. Christoph Caskel galt und gilt als der ZYKLUS-Interpret und auf der vorliegenden Studioaufnahme wird er seinem Ruf als ebenso virtuoser wie musikalischer Gestalter der komplexen Partitur gerecht. Von ganz eigenem Reiz ist aber auch die 2. Version, die Max Neuhaus eingerichtet hat. Farbintensiv und mit Verve widmet er sich der Komposition. Mangels einiger der von Stockhausen vorgeschriebenen und nur schwer zu beschaffenen außereuropäischen Schlagzeuge hat er überzeugende Alternativen entwickelt, ganz im Sinne des Komponisten, dass die Klangfarben relativ gemeint sind. Die beiden Aufnahmen entstanden 1960 und 1963, eine in Köln (WDR) und eine in New York. Die tontechnische Generalüberholung sorgte für ein ungemein plastisches und präsentes Klangbild, das fast schon etwas überschärft erscheint.
Ihren besonderen Rang aber verdankt die vorliegende Aufnahme der einmalig inspirierten und spieltechnisch schier überwältigen Widergabe von KLAVIERSTÜCK X durch Frederic Rzewski. Stockhausen operiert hier mit Einzeltönen, die in wahre Klangwolken aus Cluster- und Glissando-Komplexen eingebettet sind. Die Resonanzräume der Flügels werden großartig ausgestellt; immer wieder durchziehen große Generalpausen diese gleichermaßen kalkulierte wie informelle Klangskulptur: Extreme Aktion und Kontemplation begegnen einander auf engstem Raum. Rzewski meistert die hochschwierige Musik, deren gedruckte Partitur die Augen flimmern macht, mit unglaublicher Souveränität. So geschmeidige, wohlabgestufte Glissandi und explosive Clusterballungen gelingen hier keinem anderen Interpreten. Teilweise scheinen Klänge wie Sternschnuppen durch den Raum zu fliegen. Trotz der pianistischen Schwerstarbeit und schroffen Akzente wirkt das Stück dabei niemals grob.
Tontechnisch hört man der Aufnahme ihr Alter eher an als den ZYKLUS-Produktionen. Der Klang ist etwas verhangen, ein leichtes Wummern, Knacksen und Schlieren zeigt, dass das Equipment angesichts der Klangattacke seinerzeit an seine Grenzen gekommen ist. Trotzdem: Eindringlicher dürften Stockhausens Intentionen kaum je realisiert worden sein.
Georg Henkel
Trackliste
ZYKLUS 2. Fassung 10:15
KLAVIERSTÜCK X 22:03
Besetzung
Frederic Rzewski: Klavier
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |