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King´s College Choir (Cleobury)

Nine Lessons & Carols

Info Musikrichtung: Weihnachtskonzert VÖ: 1.11.2012 (Choir of King´s College Cambridge / Note 1 / 2 CD / 2011-2012 / Best. Nr. KGS0001) Gesamtspielzeit: 110:51 Internet: Nine Lessons & Carols

Nun folgt auch der Choir of King´s College Cambridge dem Trend und veröffentlicht seine Aufnahmen künftig unter eigenem Label. Viele Künstler tun dies, um ein Mehr an künstlerischer Freiheit und Mitbestimmung bei der Veröffentlichungspolitik zu gewinnen. Hiervon nun allerdings kann bei diesem Chor angesichts der Aufnahme Nummer 1 unter neuem Label kaum die Rede sein: Entschieden hat man sich für eine Doppel-CD mit dem alljährlich zu Weihnachten in der College-Kapelle stattfindenden „Festival of Nine Lessons & Carols“. Die TV-Übertragung dieser seit 1919 stets nach gleichem Schema ablaufenden, musikalischen Andacht gehört bei vielen britischen Familien zum festen Bestandteil der Festtagstradition. Dass dabei u.a. zahlreiche populäre englische Weihnachtslieder (Carols) vorgetragen werden, mag ganz wesentlich zur Beliebtheit des Programms beigetragen haben. Entsprechend häufig wurden von diversen Labeln bereits CD- und DVD-Mitschnitte bzw. Ausschnitte veröffentlicht, teils ohne, teils - wie hier - mit den englischsprachigen Texten der Schriftlesung (Lessons). Naturgemäß vermag die neue CD dem somit bereits üppigen Katalog wenig Neues hinzuzufügen und hat eher dokumentarischen Wert, der allerdings auch das unverändert hohe sängerische Niveau des Knabenchors abbildet. Der starke Hall schafft dabei eine authentische, für eine CD-Aufnahme aber nicht unbedingt optimale Atmosphäre.

Bei aller Traditionsbegeisterung gibt es immerhin in jedem Jahr auch etwas Neues zu entdecken, denn stets wird ein sog Commissioned Carol als Neukomposition in Auftrag gegeben, für das zuletzt u.a. Mark-Anthony Turnage, Dominic Muldowney und Einojuhani Rautavaara verantwortlich zeichneten. Die Doppel-CD beinhaltet neben dem zu Weihnachten 2011 von Rautavaara konzipierten Stück als Anhang auch die Vorläuferwerke von 2006 bis 2011 und eines von John Rutter, welches extra für diese Einspielung beauftragt wurde. Die meisten dieser Stücke zeigen die für die zeitgenössische englische Kirchenmusik typische, neoromantische Tendenz, können also kaum als „widerspenstiges“ Element in diesem heimeligen Umfeld gelten. Zum Glück sind indes auch nicht alle so süßlich wie Rutters Beitrag.

Wer zu Weihnachten auf Nummer Sicher gehen, aber sich wenigstens diesmal nicht mit deutschen Weihnachtsliedern berieseln lassen möchte, kann hier also bedenkenlos zugreifen und so gewissermaßen das Fest mit den britischen Nachbarn feiern. Nur den unvermeidlichen Plumpudding dazu wird man schon noch selber backen müssen.

Sven Kerkhoff