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Reviews

Talking Horns & St. Ankowski

Verwirrte Hirten


Info

Musikrichtung: Jazz / Blasmusik / Hörbuch

VÖ: 02.11.2012

(Westpark / Indigo)

Gesamtspielzeit: 68:32

Internet:

http://www.talkinghorns.de
martin-stankowski.de

Ein tolles Konzept
Jedes Jahr erscheinen etwa 176.985 CDs mit Weihnachtsthemen. Die Talking Horns hatten endlich mal wieder eine tolle Idee. Sie interpretieren eine ganze Reihe bekannter Weihnachtslieder. Okay, das klingt noch nicht besonders originell. Und auch die Tatsache, dass sie das als Jazz-Bläser-Quartett machen, würde 32.876 ähnlichen Ansätzen nur noch einen weiteren hinzufügen.
Was Verwirrte Hirten zu etwas ganz Besonderem macht, ist die Zusammenarbeit mit Martin Stankowski, der die Stücke weniger kommentiert, als sie zum Anlass nimmt viel Wissenswertes und Kurioses über Weihnachtsbräuche und -traditionen zu erzählen.

Die Musik
Grundsätzlich gehen die Talking Horns recht schonend mit den Weihnachtsliedern um. Hört man nur die Musik kann durchaus jazzige Weihnachtsatmosphäre aufkommen. Ein ganz besonderes Beispiel dafür ist ihre Interpretation von „In Dulci jubilo“, die Arrangements von Bach, den Talking Horns und Praetorius mischt. „Nikolausi Döner“ präsentiert „Lasst uns froh und munter sein“ mit orientalischen Klängen, weil der Nikolaus aus der heutigen Türkei kam. An den „O Tannenbaum“ wird in „O Raderthal, mein Raderthal“ Charlsteon-schmuck gehängt. Und wenn „Kriegsgeschrei zu Weihnacht“ „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ als militaristischen Rap mit Computer Drums interpretiert, greifen die Talking Horns einfach nur entsprechende Traditionen auf, die Martin Stankowski zuvor beschreibt.
Wer nicht rausfindet welches fröhliche Weihnachtslied sich hinter „Frühling“ verbirgt, muss sich nicht grämen. Es ist eine von zwei Eigenkompositionen.

Die Kommentare
Martin Stankowski taucht in seinen Kommentaren ein in germanische und römische Traditionen, die sich in Weihnachtsbräuche verwandelt haben, verfolgt die Spuren des Weihnachtsmanns, beschreibt wie Töchter, die zur Prostitution gezwungen werden sollten, zu Fahrschülern werden, verrät uns, wo das Wort Heidenspaß her kommt und informiert uns darüber, dass die eine oder andere Weihnachtsmelodie auch als Hymne des FC Chelsea, der Labour Party oder des Staates Maryland Verwendung findet.

Das Problem
Problematisch ist die massive Verquickung beider Elemente. Ich weiß nicht, wer Lust hat sich diese CD mit ihren Kommentaren immer wieder anzuhören. Es gibt zwar ein paar reine Musik- und ein paar reine Rede-Tracks. Meist ist beides aber gemischt.
Es ist also nicht möglich, sich die CD so zu programmieren, dass man nur die Musik (oder nur die Infos) hört.

Fazit
Verwirrte Hirten liefert kurzweilig präsentierte Informationen, die sich gut hören lassen, auch wenn die kritischen Spitzen und Untertöne nicht immer ganz korrekt sind.
Verwirrte Hirten liefert schöne atmosphärische Interpretationen von Weihnachtsliedern, die ihnen eine frische moderne Färbung geben, ohne die besinnliche Atmosphäre zu zerstören.
Verwirrte Hirten liefert ein massives Problem, wie man seine Stärken wiederholt genießen soll. Aber wenn man die Scheibe jedes Jahr ein oder zwei Mal in der Adventszeit auflegt, dürfte das ein gutes Gegengift gegen die penetrante Weihnachtsliederbeschallung in Kaufhäusern, Fußgängerzonen, Restaurants und und und … sein.



Norbert von Fransecky

Trackliste

1Verwirrte Hirten & Begrüßung 1:50
2Vier verwirrte Hirten II 2:12
3217 Mio. Weihnachten 5:03
4In Dulci jubilo 3:40
5Thorny Forest 3:32
6Schneeböckchen rappel di rappel di kling 4:16
7Zwischen den Jahren 4:16
8Der Geist des Herrn erfüllt (u.a.) das All 3:22
9Der Narrenbischof 3:57
10Nikolausi Döner 3:00
11Hodensack & Weihnachtsmann 5:58
12Phrygische Weihnacht 2:01
13Noch'n Tannenzäpfle 3:17
14O Raderthal, mein Raderthal 4:10
15Kriegsgeschrei zu Weihnacht 4:00
16Frühling 2:59
17Licht zum neuen Jahr 4:09
18Hark, the Herald Angels sing 4:03
19Eben 2:51

Besetzung

Martin Stankowski (Kommentare)
Achim Fink (Posaune)
Andreas Gilgenberg (Sax, Flöte, Klarinette, Perc)
Bernd Winterschladen (Sax, Klarinette)
Stephan Jochen Schulze (Blechblasinstrumente)
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So bewerten wir:

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19 bis 20 Überflieger