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Mendelssohn Bartholdy, F. (Beringer)

Lobgesang (Symphonie Nr. 2)

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 01.07.2004 (Wv.) Rondeau Production / Note 1 (CD DDD (AD: 1996) / Best. Nr. ROP 2022) Gesamtspielzeit: 70:30 Internet: Windsbacher Knabenchor Rondeau Production

Die im Jahre 1840, zum 400. Jahrestag der Erfindung des Buchdrucks, in Leipzig uraufgeführte 2. Symphonie Felix Mendelssohn Bartholdys (1809-1847) zählt zu den eher selten aufgeführten Werken des Komponisten. Lange Zeit galt sie als eher schlichtes Gelegenheitswerk. Dabei ist ihre formale Anlage durchaus kunstvoll und dort, wo sie einfach und berechenbar anmutet, ist dies mit Rücksicht auf die Verbreitung einer festlich gehobenen Stimmung durchaus gewollt. Das Werk beginnt mit einer dreisätzigen Instrumentalsymphonie, die ihren Ausgang in der Melodie des Chorals "Alles was Odem hat, lobe den Herrn" nimmt und diese kunstvoll weiterentwickelt. An den dritten Instrumentalsatz schließt sich eine breit angelegte, von protestantischer Glaubenszuversicht geprägte Kantate als Schlußsatz für Sopran, Tenor, Chor und Orchester an.
Die Einspielung mit dem Windsbacher Knabenchor ist vor einigen Jahren bereits bei Hänssler erschienen, war dort aber lange Zeit vergriffen und wurde nun vom choreigenen Label Rondeau (in edler Aufmachung und mit umfangreichem Booklet) wiederveröffentlicht. Das ist angesichts grandiosen Leistung, die der Chor bietet, zu begrüßen. Mit bestechend klarere Artikulation und ohne jede Intonationsschwäche, mit präzisen Einsätzen und kraftvoller Darbietung stellen die Windsbacher einmal mehr ihre Spitzenstellung bei den Knabenchören unter Beweis. Wunderbar einfühlsam beispielsweise der Chorsatz "Sagt es, die ihr erlöset seid", herrlich aufblühend der Satz "Die Nacht ist vergangen". Besonders bestechend ist erstaunlicherweise die Darbietung der Männerstimmen (Tenor und Baß) - keine Selbtsverständlichkeit bei einem Knabenchor.
Das Orchester allerdings bleibt hinter dieser Spitzenleistung ein gutes Stück zurück. Die Österreichisch-Ungarische Haydn-Philharmonie spielt dann doch wenig kernig und zu bieder, als dass das Rauschhafte dieses Lobpreises nachhaltig zur Geltung käme. Vor allem im ersten Satz überzeugt ihr weicher Strich nicht. Naturgemäß besser eignet sich dieser bestenfalls deutsch-romantisch zu nennende Ansatz für den dritten Satz "Adagio religioso".
Die Solisten gefallen durchweg mit glanzvollen Leistungen; herausragend dabei die Gestaltungs- und Ausdruckskraft des Tenors Deon van der Walt.
Das Klangbild der Aufnahme hätte man sich durchaus noch transparenter wünschen können.

Parallel zu dieser Aufnahme veröffentlicht Rondeau auch eine CD mit Werken von Gottfried Müller (1914-1993) wieder. Unter dem Titel "Motetten und Orgelwerke" (CD ADD (AD: 1981-1989) / Best. Nr. ROP 1028) wird somit die Möglichkeit eröffnet, einen vertieften Einblick in das Schaffen dieses modernen Komponisten zu erhalten. Müller wandte sich bei seinen Chor- und Orgelwerken bewußt nicht der Avantgarde zu, sondern suchte in eigener Weise, den von der deutschen Spätromantik eingeschlagenen Weg fortzusetzen. So erinnert manches durchaus etwa an Bruckners Kompositionen.
Müller war bestrebt, Ausdruck, Wohlklang und traditionelle Elemente zu vereinen, was häufig zu überzeugenden Effekten, aber auch manchesmal auf epigonale Irrwege führt. Die Wanderung zwischen diesen Polen ist es, die die Musik des von seiner Frömmigkeit tief geprägten Komponisten Müller auch heute noch hörenswert macht.
Der Windsbacher Knabenchor, dessen Leiter Karl-Friedrich Beringer ein Konservatoriumsschüler Müllers war, hat sich dessen Motetten stets aufmerksam angenommen. So finden die Stücke in dem Chor einen kundigen, zugleich äußerst sensiblen Sachwalter.
Den Orgelwerken, darunter zwei umfangreiche, auf älteren Orgelchorälen fußende Partiten (Pfingst- und Passionspartita), wendet sich der Organist Michael Lochner engagiert und detailfreudig zu.

Sven Kerkhoff