Reviews
Ouvertures
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 01.07.2004 Passacaille / Note 1 (CD DDD (AD: 1994) / Best. Nr. 905) Gesamtspielzeit: 60:29 Internet: Passacaille |
MEHR ALS NUR KONTRAPUNKT
Wenn man an Johann Josef Fux (1660-1741) denkt, dann in erster Linie als Anhänger des kontrapunktischen Stils und Autor der noch über lange Zeit hinweg insoweit grundlegenden Schrift "Gradus Ad Parnassum". An letzterer schulten sich nicht nur Muffat, Zelenka und Bach, sondern sogar noch Schubert. Dieser Umstand hat Fux den Ruf eingetragen, ein Verfechter der Tradition und einer reinen Lehre des Kontrapunkts gewesen zu sein. Das mag für seine kirchenmusikalischen Werke größtenteils zutreffen. Seine Instrumentalwerke zeigen hinegegen, dass er sich der Aufnahme etwa von neapolitanischen oder französischen Stilelementen keineswegs verschloß, sondern sie geschickt einzubinden wußte. Diese Aufnahme- und Integrationsfähigkeit dürfte seine starke Stellung am Weiner Kaiserhof sogar maßgeblich mitbegründet haben.
Im Katalog allerdings ist das Instrumentalwerk Fux´ weiterhin nur spärlich vertreten. Umso erfreulicher ist es, dass das belgische Label Passacaille nun eine beispielhafte Einspielung aus dem Jahre 1994 wiederveröffentlicht hat. Zwei der aufgenommenen Ouvertüren entstammen der Sammlung "Concentus Musico Instrumentalis", einer 1701 erschienen Werkgruppe, die durch einen besonderen Reichtum an melodischen Einfällen, tänzerische Freude und durch geschickte Instrumentation bestichet. Bisweilen überraschen gar folkloristische Einsprengsel. Aber auch die beiden anderen Ouvertüren sind weit mehr, als nur Gelegenheitswerke.
Paul Dombrecht und sein renommiertes Originalklang-Ensemble Il Fondamento präsentieren diese Stücke mit höfischem Duktus und einem eher symphonischen, als kammermusikalischen Zugriff. Ihr Spiel ist dabei stets kultiviert und bis ins Detail verfeinert. Am ehesten erinnert es an die Interpretationen Trevor Pinnocks. Mittlerweile mögen wir uns an eine etwas kräftigere, respektlosere Auffassung von derartiger Musik gewöhnt haben. Aber um die Farben- und Formenvielfalt des Fux´schen Schaffens von ihrer besten und angenehmsten Seite kennen zu lernen, ist Dombrechts Interpretation haargenau richtig. Nichts nämlich liegt ihm ferner, als den Blick auf Strukturen und Feinheiten durch bloße Effekthascherei zu verstellen.
Das Klangbild ist plastisch, hätte aber durchaus ein Mehr an Trockenheit vertragen.
Sven Kerkhoff
Trackliste
7-12 Ouverture B-Dur (Nr. 11 des "Concentus Musico Instrumentalis")
13-18 Ouverture g-moll (Nr. IV des "Concentus Musico Instrumentalis")
19-24 Ouverture B-Dur
Besetzung
Ltg. Paul Dombrecht
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |