Reviews
La Senna festeggiante
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 21.9.2012 (Glossa Music / Note 1 / CD / 2011 / Best. Nr. GCD 921513) Gesamtspielzeit: 78:12 Internet: La Risonanza |
VIVALDI ALLA FRANCESE
Die entspannte Heiterkeit einer italienischen Sommernacht prägt Fabio Bonizzonis Interpretation von Vivaldis Serenata “La Senna festeggiante”. Vom französischen Botschafter in Venedig wohl aus Anlass einer Feier zu Ehren des Namenstages des Königs von Frankreich in Auftrag gegeben, zeigt sie Vivaldi als geschickten Vermarkter und kompromissbereiten Kenner der Nationalstile. Immer wieder streute er Elemente ein, die für den französischen Barock prägend waren: So verleihen bestimmte Punktierungen und Melodielinien, die Wahl der Metren für ein paar Arien wie auch die Ouvertüre zum zweiten Teil dem Ganzen tändelnd geschmeidige Eleganz, die wie eine Verbeugung vor der konkurrierenden Musiknation wirkt. Und doch bleibt Vivaldi im Kern ganz sich und dem italienischen Stil treu: Welche Nation als überlegen zu gelten hat, wird somit durchaus selbstbewußt demonstriert.
Die allergorische Erzählung rund um eine Reise, die „Das goldende Zeitalter“ und „Die Tugend“ auf der Suche nach dem verlorenen Glück erst durch Ödnis und dann an die Seine (La Senna) führt, welche ihnen den Weg weisen will, gibt wenig Anlass für dramatische Zuspitzung. Es ist ein großes Glück, dass Bonizzoni (anders als sein Kollege Alessandrini im Rahmen der Naive-Vivaldi-Edition) dies nicht als Manko wertet oder mittels hysterischer Tempi zu kompensieren sucht, sondern dem Werk mit federnder Leichtigkeit begegnet. Das Orchester La Risonanza musiziert unter seiner Leitung beschwingt, schlank und präzise. Die Figur des Goldenen Zeitalters verkörpert Yetzabel Arias Fernández mit geläufiger Stimme, die in der Höhe voller Strahlkraft ist, in der Mittellage aber über ein goldbronzene, dem Ohr schmeichelnde Beimischung verfügt. Der Counter Martin Oro als ihr Reisegefährte vollführt die ihm abverlangten Sprünge und Läufe technisch versiert und erstaunlicherweise ohne jegliche Registerbrüche, was umgekehrt allerdings durch alle Lagen zu einer gewissen gutturalen Färbung führt. Die schwierige Partie von „La Senna“ versieht Sergio Foresti mit größter Sicherheit und jugendlicher Bassstimme.
Eine Einspielung, die dem Geist des Werkes so nahe kommt wie keine andere.
Sven Kerkhoff
Besetzung
Martín Oro: Countertenor
Sergio Foresti: Bass
La Risonanza
Fabio Bonizzoni: Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |