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Peter Tosh

1978 - 1987

Info Musikrichtung: Reggae VÖ: 25.05.2012 (1978–87) (EMI) Gesamtspielzeit: 388:37 Internet: http://www.petertosh.com

Vor 25 Jahren, am 11. September(!) 1987, wurde Peter Tosh in seinem Haus in Jamaika erschossen. Das scheint für die EMI Anlass zu sein unter dem Titel 1978 - 1987 eine 6-CD-Box auf den Markt zu schmeißen. (Die Ermordung des Musikers wird in den - extrem kurzen - Liner Notes zwar erwähnt; der Jahrestag allerdings nicht.)
Im Gegensatz zu der gleichnamigen Best of CD aus dem Jahre 2003 liefert die aktuelle Box auf 4 CDs das Komplettwerk Toshs aus dem genannten Zeitraum - ergänzt um eine Raritäten-CD mit Alternativ-Versionen, sowie ein Live-Konzert aus dem Jahre 2003 auf der sechsten CD.

Somit beginnt die Compilation mit Bush Doctor, dem ersten Album, das auf dem Label der Stones erschienen ist. Warum die beiden Alben Legalize it (1975) und Equal Rights (1976), die damals bei der EMI-Tochter Capitol erschienen sind, außen vor gelassen wurden, bleibt offen.

Musikalisch ist die Box ein Leckerbissen. Bekanntlich war Peter Tosh eine der bestimmenden Größen bei Bob Marley und den Wailers. Und den dort gewählten Weg, von anglo-amerikanischem Rock und Rhythm & Blues geprägten Reggae zu spielen und diesen dann auch auf einem Standard zu produzieren, der sich mit internationalen Rock-Bands messen kann, hält Tosh auch nach seiner Trennung von Bob Marley im Jahre 1974 konsequent bei.

Tosh lässt sich letztlich sogar noch stärker auf die internationale Pop-Musik ein, als Marley. Sein vielleicht größter Hit, das Chuck Berry Cover „Johnny B. Goode“, stößt mit dem Album Mama Africa wesentlich weiter in den Pop-Bereich vor, als Marley das jemals getan hat. Aber der war zu dem Zeitpunkt auch bereits seit zwei Jahren tot und konnte sich somit gar nicht auf die Rock- und Pop-Standards der 80er einlassen.

Ob man die Alternativ-Versionen, der fünften CD wirklich braucht, dürfte Ansichtssache sein. Die Bonus-Live-CD wertet die Box dagegen eindeutig auf - insbesondere, da es kaum Überschneidungen mit dem auch in der Box enthaltenen Live-Album Wanted dread and alive gibt.

Ein essentielles Kapitel Reggae, das in jeder Plattensammlung einen guten Platz finden sollte.

Weniger Löbliches ist zur Ausstattung zu sagen. Wenn man sich anschaut, welche Mühe sich rührige Independent Label wie MiG oder Esoteric geben Klassiker neu und angemessen zu präsentieren, merkt man dieser Box schlicht an, dass es hier lediglich um Vermarktung des Alt-Katalogs geht.

In diesem Fall sind den einzelnen wiederveröffentlichten Alben nicht einmal eigene Silberlinge zugestanden worden. Die sechs Alben, die Peter Tosh zwischen 1978 und 1987 veröffentlicht hat, werden auf 4 CDs gequetscht - jeweils drei LP-Seiten pro CD.
Natürlich gibt es bei einer solchen Präsentation auch kein Original-Artwork. Von den acht Seiten des Booklets fallen schon mal zwei für relativ belanglose Titel- und Rückseite fort. Auf zwei Seiten sind die Titel aufgelistet. Zwei Seiten sind für die Credits und ein Tosh-Foto da. Bleiben zwei Seiten. Die erste enthält die Liner Notes; die andere Reproduktionen der Plattencover in Briefmarkengröße.
Eher peinlich!

Wenn so ein Box-Set 14 Punkte erhält, spricht das natürlich sehr für die Musik.

Norbert von Fransecky