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Streichersinfonien 1-12
Info
Musikrichtung:
Musik für Streicher
VÖ: 1994-1996 Elatus / Warnerclassics 3 CD DDD (AD 1994-1996) / Best. Nr. 825646035328 / 825646044023 / 825646033829 |
VERTRACKTE ÜBUNGEN FÜR DEN ANGEHENDEN PROFI, WILD GESPIELT
1823. Der 14-jährige Felix Mendelssohn brütet wieder einmal über einer kniffeligen Kompositionsaufgabe, die ihm sein Lehrer Carl Friedrich Zelter aufgegeben hat. Ein vertracktes Fugenthema soll durchgeführt werden. Als Anschauungsmaterial dient Mendelssohn die Musik des zweitältesten Bach-Sohns, Carl Philipp Emanuel (1714-1788).
Auch dieses Mal löst Felix die Aufgabe souverän; das Ergebnis wird als Streichersinfonie Nr. 12 G-Moll sein Jungendwerk krönen. Aber auch die seit 1821 entstandenen Vorgängerwerke sind alles andere als Tonsatzübungen für die Schublade. Hier zeigt sich schon ganz früh eine Meisterschaft, die über die Handhabung rein technischer Probleme hinausgeht.
Diese Musik schlägt aber auch einen Bogen zurück in die Vergangenheit: C. Ph. E. Bachs Kompositionsstil, der mit seinen Hamburger Sinfonien zwischen Barock, Sturm und Drang und Frühklassik steht, färbt hörbar die frühen Werke Mendelssohns. Insbesondere die schnellen Ecksätze stehen unter dramatischer Hochspannung: Skalenmelodik, gebrochene Dreiklänge über mehrere Oktaven, weite Intervalsprünge, Ketten von Tonrepetitionen und effektvolle Synkopen verwandeln selbst strenge Fugenthemen in eine Sturmmusik. Das ist nicht die Klassik eines Mozarts und auch noch nicht die Romantik eines Schuberts. Das ist aber auch nicht einfach nur Neo-Barock. Hört man diese Musik, dann versteht man, dass Mendelssohn später die Musik von Johann Sebastian Bach für sich entdecken musste: Ihm verdanken wir die erste Wiederaufführung der Matthäuspassion 1829.
Man kann sich für diese bewegte, jugendlich-frische Musik kaum ein besseres Ensemble vorstellen als das „gefährlichste Orchester der Welt“: Concerto Köln. Was diese Formation 1994-1996, rund zehn Jahre nach ihrer Gründung, mit einem Dutzend darmbesaiteten Streichinstrumenten aus Felix’ „Etüden“ an Farben, Stimmungen und Temperamenten herausgeholt hat, ist einfach sagenhaft. So muss es klingen - und, man will es gerne glaube: So muss es auch schon damals geklungen haben. Rauh, energiegeladen, athletisch. Dann wieder träumerisch entrückt oder von kühler Brillanz erfüllt. Mit derselben dynamischen Bandbreite, die vom wispernden Pianissimo bis zum kernigen Forte reicht. Mit eben diesem sicheren Gespür für die Effekte und Affekte, für die Stimmverschachtelungen und geschichteten Rhythmen. Ganz zu schweigen von der technischen Makellosigkeit.
Vor kurzem wurden die drei ursprünglich bei Teldec erschienenen Aufnahmen preiswert auf dem zu Warner Classics gehörenden Sublabel Elatus wiederveröffentlicht.
Georg Henkel
Trackliste
CD 2: Streichersinfonien Nr. 2, 3, 5 ,11
CD 3: Streichersinfonien Nr. 8, 9, 10
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |