Reviews

Diverse: Downbeat

I don't like Reggae

Info Musikrichtung: Deutscher Reggae-Pop VÖ: 17.08.2012 (Downbeat / Warner) Gesamtspielzeit: 57:35 Internet: http://www.idontlikereggae.de

Dass ein Major wie Warner einen Reggae-Sampler veröffentlicht, müsste die Herzen der Szene höher schlagen lassen. Dass der Reggae-Fan, der regelmäßig seine RIDDIM liest, bis auf Maxim allerdings kaum einen der auf I don't like Reggae genannten Namen je gelesen hat, stimmt misstrauisch.

Das Misstrauen ist begründet. Wer hier einen „echten“ Reggae-Sampler erwartet, wird enttäuscht. Offenbar nutzen Warner die Gunst der Stunde, aus dem Reggae-Boom ihren Profit zu ziehen. Dabei zielen die Musik-Dagoberts natürlich auf die breite Masse.

Das Ergebnis ist mehr oder weniger seichter Deutsch-Pop, der von Reggae-Rhythmen vorangetrieben wird. In einem die Fahne des Reggae schwingenden Magazin müsste man einen Sampler, der Stücke wie „Easy“ präsentiert, wenn man ihn nicht einfach ignoriert, in den Boden stampfen. Ein „Reggae“-Song, der Boney Ms „Sunny“ und die Flucht nach Washington (ins Herz Babylons!) empfiehlt, müsste jedem Reggae-Anhänger den Magen umdrehen.

Zum Glück sind wir ein bekenntnisfreies Magazin. Und so kann ich sagen, dass I don't like Reggae an vielen Stellen einfach Spaß macht, auch wenn der Reggae nur als Zierleiste benutzt wird. Das oben erwähnte „Easy“ ist z.B. ein wunderbarer, leicht chillender HipHop Reggae. „Louis“, die coole Beschreibung des Seelenlebens eines werdenden Vaters, ist einfach grandios.

Hardcore-Reggae-Fans werden ein Album mit Stücken von Bosse, 2Raumwohnung und Juli nie akzeptieren. Das dürfte Warner nicht stören, wenn es ihnen gelingt mit einem Paket poppiger Deutsch-Pop-Songs, die mit karibischen Rhythmen aufgepeppt sind, zu reüssieren.

Norbert von Fransecky