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Werke für Kammerensemble
Info
Musikrichtung:
Klassische Moderne Kammermusik
VÖ: 01.07.2012 (Timpani / Note 1 / CD / DDD / 2012 / Best. Nr. 1C1193) Gesamtspielzeit: 71:31 |
KLANGSCHÖN UND BESEELT
Ein bisschen sah er im Alter aus wie Gandalf: Charles Koechlin (1967-1950). Und auf gewisse Weise war der französische Komponist auch ein Magier. In der Nachfolge Debussys und doch im Stil ganz eigenständig ließ er eine große Zahl geheimnisvolle harmonische und kontrapunktische Welten entstehen: ferne Landschaften und Wasserwelten, die von der realen Natur inspiriert waren und die Vorlagen doch in phantastische Regionen entrückten.
Auf dieser CD mit vier zentralen kammermusikalischen Werken kann man überdies Koechlins besondere Kunst der Orchestrierung en miniature erleben. Feinsinnigeres ist für Bläser in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wohl kaum komponiert worden. Selbst das gelegentlich mitwirkende moderne Cembalo klingt in diesen Sets nicht trocken, ganz zu schweigen vom Klavier und den Streichern.
Dominiert bei den 1916 ursprünglich für Klavier komponierten und später mit Flöte, Klarinette, Violine und Cello zum Ensemblestück ausgearbeiteten Paysages et marines noch eine raffiniert erweiterte Harmonik und eine gleichsam schwebende Motivik, so tritt bei den Werken ab 1923 der polyphone Aspekt in den Vordergrund. Die Stimmungsbilder der Paysages et marines üben einen geradezu hypnotischen Zauber aus, man kann süchtig nach dem häufig ozeanischen Schwingen dieser malerischen und zugleich abstrakten Tonbilder werden.
Wo es bei Faure schnell etwas süßlich und sentimental klingt, wahrt Koechlin selbst dann, wenn er sehr gefühlvoll und elegisch schreibt, eine noble Distanz. Der Bach-Kenner erweiterte seine Palette später um reichere kontrapunktische Bewegungstypen und Texturen. Seine Kunst gipfelte in Werken wie der Sonate à sept, die zwei Jahre vor Koechlins Tod entstand und nur so vor Esprit und Lebendigkeit sprüht. Exquisit sind auch die Bläser- und Streicher-Farben seiner Deux Sonatines von 1942-43 gemischt, während das nur mit Bläsern, u. a. einem Altsaxophon, besetzte Septuor à vents aus dem Jahre 1937 ganz unterschiedliche Formationen probiert, darunter ist auch ein rein monodisch besetztes Stück für Oboe.
Das Ensemble Initium und das Ensemble Contraste spielen Koechlins Musik mit hinreißender Delikatesse, überlassen sich dem schwerelosen Zauber der Paysages et marines ebenso, wie sie feinen, bewegten Linien der Septette und Sonatinen entfalten. Die häufig langsamen Tempi Koechlins bieten den Spielern Raum für ein beseeltes, ungemein klangschönes Musizieren. Die Klangbalance ist ausgezeichnet.
Georg Henkel
Trackliste
13-21 Deux Sonatines 20:35
22-27 Septuor à vents 14:01
28-31 Sonate à sept 12:48
Besetzung
Ensemble Contraste
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |